Schwedische Combo Mando Diao sind „besser als die Beatles“

Düsseldorf · Die schwedische Combo Mando Diao hat mit "Ode To Ochrasy" ihr drittes Album in drei Jahren veröffentlicht. Darauf klingen die Musiker wieder wie die coolste Band der Welt - und das trotz eines Produzenten, der nie da war.

Mando Diao
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Noch drei Jahre, fünf Monate, dann ist alles vorbei mit Mando Diao. Dann wird das erste Bandmitglied 30 Jahre alt. "Du weißt nie, wie lange eine Fähigkeit anhält. Was den Rock 'n' Roll betrifft, währt das höchstens bis 30", sagt Björn Dixgard, einer der beiden Sänger des Quintetts. Angesichts der drohenden Frühverrentung bleiben Mando Diao mal vorsichtshalber auf dem Gaspedal und veröffentlichen ihr drittes Album in drei Jahren. "Ode To Ochrasy" ist ein Wunderwerk des Rock 'n' Roll, das einzig an dem Umstand leidet, zwei wunderbare Vorgänger zu besitzen.

Die titelgebende Ode richten dieSchweden an einen nicht vorhandenen Zustand. "Ochrasy ist ein Fantasie-Name für diese halluzinatorische Welt, in die man gegen vier, fünf Uhr morgens tritt", erläutert Dixgard. "Eine Welt, in der alles passieren kann, in der alles möglich ist." Gesagt, gerockt. Ab Lied eins von 14 lassen Mando Diao keine Zweifel, dass sie es noch können - weil sie gar nicht anders könnten. Rhythmisch in den wilden Sechzigern beheimatet, an den Gitarren zunächst bekannt cool, später immer variantenreicher von Hawaii-Klängen bis Wüstenrock. Damit das Ganze auch durchgehend scheppert, motzt die Band es gelegentlich noch mit Bläsern oder Filmstreichern auf, die Sänger Dixgard und Gustaf Noren rotzen, schwelgen und rasen dazu ihre Strophen und Refrains. Unbändig, unendlich lässig und mit blutenden Herzen. Es gibt keine Hits, alles ist Hit.

Dass Mando Diao so schwindelerregend spielen, verdanken sie einer natürlichen Angst. Aufgewachsen in einem Kaff namens Borlänge (zwei Fabriken, eine Einöde) gastierten die Jungs zunächst in der einzigen Rock 'n' Roll-Kaschemme der Gegend, der "Hurricane Bar". "Das Letzte, was man da wollte, war wie ein Idiot dazustehen", berichtet Noren. "Deswegen sind wir mit so viel Energie aufgetreten, dass die Zuschauer unter Schock standen. Obwohl wir eigentlich nur sonnigen Pop spielten, haben wir es doch geschafft, eine Metalband nach der anderen von der Bühne zu blasen."

Der vollendete Wahnsinn der Band, deren Name einer Vision von Dixgard entsprungen sein soll, spricht sich rum. Fernsehmoderator Tommy Gärdh bringt Mando Diao zunächst in seiner Show groß raus, engagiert sich anschließend als Manager, besorgt einen feinen Majorvertrag und eine Tour mit den Hellacopters und Kent. Beide Gruppen denken bald ans Kofferpacken. Das Debütalbum "Bring 'em In" versehen Mando Diao mit dem nötigen Hochmut. "Wir glauben ehrlich, dass unsere Platte besser ist als alles von The Who, den Kinks oder den Small Faces. Es ist sogar eine rundere Sache als viele Alben der Beatles und der Stones", verkündet das Quintett. Und behält Recht: Die Indieclubs des Kontinents erscheinen seitdem nicht mehr vorstellbar ohne Mando-Diao-Songs. In Europa, den USA und Japan spielten sie im vergangenen Jahr vor mehr als einer halben Million Fans.

Für das neue Album lernte die Band den Wahnsinn nun von der anderen Seite kennen. Sie engagierten den legendären schwedischen Rock 'n' Roller Björn Olsson als Produzenten. Doch schon nach kurzer Zeit tauchte Olsson nur noch selten auf, schließlich schlug er vor, seine Anweisungen per SMS zu schicken. Mando Diao produzierten daraufhin selbst und widmeten ihrem vermeintlichen Produzenten einen Satz im Cover: "This album could have been produced by Björn Olsson" (Dieses Album hätte von Björn Olsson produziert werden können).

(Rheinische Post)
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