Legendäre kubanische Band Der Buena Vista Social Club geht auf Abschiedstournee

Havanna · So klingt Kuba: Nach fast zwanzig Jahren ist Schluss mit dem Buena Vista Social Club, den Ry Cooder zusammengestellt und Wim Wenders gefilmt hat.

Der Buena Vista Social Club in Aktion.

Der Buena Vista Social Club in Aktion.

Foto: AP

Als sie international entdeckt wurden, hatten die Musiker längst den Zenit ihres Lebens hinter sich - sie hatten zerfurchte Gesichter und faltige Hände. Ihr Sound galt als vergessen, aber plötzlich wurden sie zum Inbegriff kubanischer Unterhaltungsmusik: Buena Vista Social Club.

Auf ihre alten Tage ernteten sie Ende der 1990er-Jahre weltweiten Ruhm, spielten in den heiligen Hallen der Popmusik an der Seite von Shakira und Sting. Jetzt haben sich die letzten lebenden Gründungsmitglieder der legendären Band noch einmal aufgerafft und gehen auf Abschiedstournee.

Es war der kalifornische Gitarrist Ry Cooder, der in den 90er Jahren in Kuba nach den Hütern der einheimischen Musik suchte und die Band zusammenbrachte. Für ein sensationelles Album mit 14 Songs, das die internationalen Charts im Sturm eroberte.

Spätestens als der deutsche Filmemacher Wim Wenders Buena Vista Social Club in seinem gleichnamigen Film porträtierte, wurde die Band weltberühmt. Die CD gewann einen Grammy, der Film war für einen Oscar nominiert. Aber jetzt sei es Zeit aufzuhören, beschlossen die Bandmitglieder.

"Die meisten Kollegen haben ihre eigenen Pläne", sagt Jesus "Aguaje" Ramos, der als Posaunist zu den Gründungsmitgliedern der Band gehört. Kurz vor dem Abflug aus Havanna gibt er noch ein Interview. "Der Name der Tournee ist ziemlich hart: Die 'Adios-Tour'", sagt er sichtlich bewegt. "Aber für mich heißt das so viel wie: 'Bis zum nächsten Mal'."

Die mitreißenden Anfangsakkorde der Gitarren vom Song "Chan Chan" hallen noch immer täglich durch die Kopfsteinpflasterstraßen von Havanna - wandernde Musiker geben den Touristen, was sie hören wollen, und die Musik der Altmännerband ist für viele von ihnen der Soundtrack Kubas schlechthin. Für den Soziologen Raul Fernandez von der Universität von Kalifornien in Irvine ist das Werk der Band "die Musik des Goldenen Zeitalters der kubanischen Musik".

Mittlerweile sind viele der wichtigsten Mitglieder der Band gestorben: Ruben Gonzales, Ibrahim Ferrer und Company Segundo leben nicht mehr. Aber der Sänger Omara Portuondo und der Gitarrist Eliades Ochoa aus der Urbesetzung sind noch da und spielen noch.

Für viele andere Musiker war die Band die Drehtür zum Erfolg: Sie kamen, bleiben kurz und gingen mit dem Ruhm, Teil der Band gewesen zu sein.

Die Mission: Kubas Musik am Leben erhalten

Aber die Gruppe hatte immer eine Mission: Die traditionelle Musik Kubas am Leben zu erhalten, was auch immer für neue Trends da kommen mochten. Teilweise gaben die Musiker ihr Können an ihre Kinder weiter: Die Band sei "meine Schule und mein Beruf" gewesen, sagt Idania Valdes, die Tochter vom Percussionisten Amadito Valdes. "Ich habe zwölf Jahre für die Band gearbeitet", sagt sie.

"Zu Anfang haben sich die Leute über uns lustig gemacht und gelästert, das sei doch altes Zeug, was wir da spielen", erinnert sich Ramos. Cha-Cha-Cha und den Rondo-ähnlichen kubanischen Danzón-Stil haben sie gespielt. "Und nicht aufgehört", sagt Ramos. "Das hat die Musik gerettet."

Sein Kollege Amadito Valdes erinnert sich an die Höhepunkte der Bandkarriere: Da war ein Auftritt in der Carnegie Hall in New York oder die Audienz von Segundo im Vatikan beim Papst - damals noch Johannes Paul II.

"Wann immer kubanische Musik erklingt, trägt sie die Aura von Buena Vista Social Club in sich", sagt Valdes. Für ihn ist die Abschiedstournee eine tiefe Zäsur, das Ende einer Ära: "Für uns, die wir dieses Projekt seit Anfang kennen, ist das Ende sehr traurig", sagt er.

Die Tournee beginnt am Mittwoch mit einem Auftritt in Polen, zieht sich dann bis ins nächste Jahr mit vielen weltweiten Gigs und soll mit einem großen Abschiedskonzert in Havanna enden. "Dann schließt sich der Kreis", sagt Idania Valdes. Aber "wir werden immer eine große Familie bleiben".

(ap)
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