Essen Beethoven im Großformat

Essen · Das Klavier-Festival Ruhr kommt im Jubiläumsjahr nicht am Bonner Komponisten vorbei und widmet ihm einen Großteil seines Programms mit Stars und Talenten.

 Elisabeth Leonskaja, eine der großen Pianistinnen der Gegenwart, gastiert in Düsseldorf.

Elisabeth Leonskaja, eine der großen Pianistinnen der Gegenwart, gastiert in Düsseldorf.

Foto: Rafael Martin

Beim Klavier-Festival Ruhr gehört Beethoven eigentlich jedes Jahr zu den am meisten gespielten Komponisten. Deshalb überlegte Intendant Franz Xaver Ohnesorg, ob er im Beethoven-Jahr 2020 überhaupt einen Schwerpunkt auf den 1770 in Bonn geborenen Komponisten legt. Doch dann schwenkte er um und dachte ganz groß: Jetzt gibt es alle von Beethoven geschriebenen Werke für Klavier solo zu hören, sämtliche Konzerte für Klavier und Orchester, die 32 Sonaten teilweise sogar doppelt – auf dem Hammerklavier und dem Flügel – und alle Sinfonien als Klaviertranskriotion. Dass daneben noch Platz für andere Komponisten ist, zeigt Superstar Lang Lang; er spielt am 9. März in der Stadthalle Wuppertal Bachs „Goldberg-Variationen“. Wir geben Tipps aus dem 74 Konzerte starken Programm, das vom 21. April bis
11. Juli an 23 Orten stattfindet.

Düsseldorf Im Robert-Schumann-Saal startet das Klavier-Festival am 5. Mai mit einem Liederabend: Meisterbariton Matthias Goerne singt, begleitet von Jan Lisiecki, Beethoven-Lieder – unter anderem „An die ferne Geliebte“ op. 98, das als erster Liederzyklus der Musikgeschichte gilt. Am 5. Juni spielen Bomsori Kim (Violine) und Rafał Blechacz Violinsonaten von Beethoven, Fauré und anderen. Am 26. Juni ist die erst 13-jährige Russin Alexandra Dovgan mit einen anspruchsvollen Programm um Beethovens „Sonate Pathétique“ zu erleben. Pianist Grigory Sokolov über das Ausnahmetalent: „Ich sage ihr eine große Zukunft voraus.“ Am 6. Juli ist dann die legendäre Grande Dame des Klavierspiels Elisabeth Leonskaja zu Gast und spielt die späten Beethoven-Sonaten Nummer 30, 31 und 32.

Duisburg Die berühmten Beethoven-Sonaten „Mondschein“ und „Appassionata“ erklingen am
30. April in der Mercatorhalle. Dort ist Khatia Buniatishvili zu Gast und komplettiert ihr Programm mit Schubert und Liszt. In der Mercatorhalle findet auch das Abschlusskonzert des diesjährigen Festivals statt: Am 11. Juli führt Evgeny Kissin das brillante erste Klavierkonzert von Franz Liszt auf, begleitet von den Duisburger Philharmonikern unter Andris Poga. Im Landschaftspark Nord kann man sich am 13. Mai und 23. Juni von der Qualität des Education-Projekts des Festivals überzeugen. Dann werden die Programme „Mikrokosmos“ und „ZusammenSpiel“ präsentiert.

Ebenfalls in Duisburg bringt am 25. Juni in der Gebläsehalle des Landschaftsparks Nord der finnische Pianist Olli Mustonen Beethovens „33 Veränderungen über einen Walzer von Anton Diabelli“ zur Aufführung. Weil das Variationswerk gleich dreimal im Programm des Festivals auftaucht, hat es einen eigenen Abschnitt verdient. Mustonen gesellt noch andere Variationen des Komponisten dazu – zum Beispiel die sieben über die englische Nationalhymne „God save the King”. Die 71-jährige Mitsuko Uchida gestaltet mit den Diabelli-Variationen am 21. April das Eröffnungskonzert des Festivals in der Philharmonie Essen. Und Rudolf Buchbinder spielt am 4. Juni im Musikforum Bochum auch neue Variationen über Diabellis Walzer von namhaften zeitgenössischen Komponisten wie Philippe Manoury, Krzysztof Penderecki, Max Richter oder Tan Dun.

Gelsenkirchen Hierzulande zu Unrecht noch nicht ganz so bekannt, ist Fred Hersch doch ein ganz Großer in der Riege der amerikanischen Jazzpianisten. Der Lehrer von Brad Mehldau trägt die lyrische Tradition eines Bill Evans fort und ist am 27. April mit seinem formidablen Trio im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen zu erleben. Ein weiteres Trio von Weltformat ist einen Tag später, am 28. April in der Zeche Zollverein in Essen zu Gast: Die Formation um Monty Alexander, über den Frank Sinatra einst sagte: „Der Bursche ist ja wie Sprengstoff.“ Sein explosives Spiel und seine karibischen Wurzeln verbinden ihn mit Michel Camilo, dem beglückenden Dauergast des Festivals, der am 8. Mai solo in der Stadthalle Wuppertal spielt. Am 19. Mai gibt außerdem der in den großen Konzertsälen dieser Welt mittlerweile unvermeidliche Pop-Minimalist Chilly Gonzales ein Konzert mit Spezialgast Olga Scheps in der Philharmonie Essen.

Rheinberg Das Festival ist ständig auf der Suche nach neuen Orten (und neuen Sponsoren). Dieses Jahr ist die Stadthalle Rheinberg dazu gekommen. Hier treffen am 2. Juli die aus Düsseldorf stammenden Klavier-Schwestern Danae und Kiveli Dörken auf den Kabarettisten Konrad Beikircher, der als „Ludwig van“ höchstselbst durch den Abend führt: „Ich möchte Ihnen ein paar Kapitelchen aus meinem Leben erzählen, weil da so viel dummes Zeug im Umlauf ist, dass ich es nicht mehr aushalte.“

Herne Der andere neue Spielort ist das Kulturzentrum Herne, in dem am 10. Juli Martin Stadtfeld zwei Beethoven-Sonaten, das Rondo „Die Wut über den verlorenen Groschen“ und eine eigene Fantasie über ein Skizzenblatt Beethovens spielt.

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