„Frech wie Blech“ Lizenz zum Tröten

Wunderbar: das ausgelassene Karnevalskonzert des Blechbläserensembles der Düsseldorfer Symphoniker. Zum Schluss gab es Altbier.

 „Harry, holt schon mal das Alt“: Szene aus dem Karnevalskonzert „Frech wie Blech“.

„Harry, holt schon mal das Alt“: Szene aus dem Karnevalskonzert „Frech wie Blech“.

Foto: susanne diesner/Susanne Diesner - Photography fo

Von Anfang an war vieles anders als von symphonischen Konzerten gewohnt. Wer zu „Frech wie Blech“ in die Tonhalle wollte, begegnete Kostümen an Kasse, Kartenkontrolle und Garderobe. Nicht nur das Personal war verkleidet, auch im Publikum sah man gleichermaßen britischen Hochadel und Sträflinge, Seefahrer und Piraten. Teufel waren genau so gekommen wie ihre offiziellen Gegner: auch Bischöfe, Nonnen und Mönche wollten sich das Karnevalskonzert des Blechbläserensembles der Düsseldorfer Symphoniker nicht entgehen lassen.

So war die Basis für eine herrlich heitere Veranstaltung geschaffen. Edi Schlimmermann und Arno Pfeuffer hatten den Rahmen für den musikalischen Spaß in einem Fernsehklassiker gefunden und variierten Eduard („Ede“) Zimmermanns „Aktenzeichen XY ungelöst“ für den Musikerbedarf. Zu ermitteln waren Notendiebstahl, unterschlagene Vorzeichen und gestohlene Posaunenzüge. Mit Nachdruck wurde der Rächer der Kiekser gesucht. Neuer Titel: „Vorzeichen XY aufgelöst“.

Nach und nach wurden die Fräcke der Symphoniker gegen die Kostüme der Ermittler und Ganoven ausgetauscht. Im bürgerlichen Anzug kam gleich zu Beginn der neue, musikalisch interessierte Zimmermann und animierte schon bald den ersten Kollegen, den Frack gegen den Trenchcoat Derricks einzuwechseln. Zur Freude der Zuhörer schickte Derrick gleich seinen Assistenten Harry los, allerdings nicht um den Wagen, sondern um eine Lage Altbier zu holen. Das passierte noch häufiger im Laufe des Abends. Es drängte sich allerdings der Verdacht auf, dass insgesamt mehr Bier auf die Bühne gebracht als getrunken wurde, denn ein musikalischer Leistungsabfall fand bis zum Schluss nicht statt. Im Gegenteil. Virtuos gemeisterte Solopartien und exaktes Zusammenspiel sind ausdrücklich hervorzuheben.

Die zehn Bläser, von denen ein Trompeter bei Bedarf ans Schlagzeug wechselte, spielten ihre Doppelrollen als Musiker und Komödianten ausgezeichnet. Die Namen der illustren Ermittler wurden leicht verändert, Kommissar Migräne lieferte seinen Beitrag, ebenso James Bondes. Der kam auch nicht mehr aus England, sondern war inzwischen wegen des Brexits nach Spanien emigriert. So durfte einem die Musik mit Recht spanisch vorkommen. Glanzpartien in Frauenrollen lieferten Posaunist Martin Hofmeyer als Miss (Marple) Moppel und Trompeter Lionel Jaquerod als Assistentin von James Bond. Die närrische Jahreszeit veränderte natürlich auch dessen Kompetenzen; hier erhielt er „die Lizenz zum Tröten“.

„Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“. Der alte Bill-Ramsey-Hit fehlte ebenso wenig wie der rosarote Panther. Das Rahmenthema Verbrecherjagd bot eine breite Palette an beliebter Fernseh- und Filmmusik. Wie im Original bei „Ede“ Zimmermann, musste selbstverständlich nach Österreich umgeschaltet werden, zu „Petra Detzky“ nach Wien. Quer durch die Tonarten und absichtlich mit falschen Tönen gespickt, erklang ihr zu Ehren der Radetzky-Marsch.

Das Düsseldorfer Prinzenpaar kam auch zu Besuch. Prinz Martin I. und Prinzessin Venetia Sabine wurden herzlich empfangen und hatten sichtlich Spaß an dieser ungewohnten Art von Karnevalsveranstaltung. Erst nach dem Ententanz ließ das Publikum sie weiterziehen.

Die Musiker hielt es mit ihrer Zugabe, mit der sie die Vorzüge der Heimatstadt Düsseldorf am Rhein würdigten, nicht mehr auf der Bühne. Quer durch den Mendelssohn-Saal zogen sie bis ins Foyer. Dort war für alle das zu bekommen, wovon auf der Bühne immer wieder die Rede war: Altbier.

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