Les Humphries Singers wieder da Jürgen Drews als Zugpferd
Düsseldorf (RPO). Jürgen Drews ist ein Hans Dampf in alle Gassen. Auf vielen Feldern hat er sich bereits versucht: Sänger, Musikproduzent, TV-Moderator Werbefigur, Schauspieler, Ballermann-Barde, König von Mallorca. Was viele nicht wissen: Jürgen Drews war auch eines der Zugpferde der Band "The Les Humphries Singers". Vor 30 Jahren erlebte sie ihre Glanzzeit, jetzt ist sie wieder da. Natürlich mit Jürgen Drews.
Für Daheimgebliebene lässt sich Mexiko derzeit auch garantiert schweinegrippenfrei erleben. Der gleichnamige Song — "Mexiko" hieß 1972 einer der großen Hits des Briten John Leslie Humphries — versucht nämlich gerade ein Comeback. Genauso wie die dazugehörige Band, die Les Humphries Singers, die sich vorsichtshalber noch ein Reunion an den Namen geklebt haben.
Prominentes Aushängeschild: Jürgen Drews, von Thomas Gottschalk ernannter König von Mallorca und selbst mit 64 Jahren noch das Zugpferd jedes Scheunenfestes. Und genau darum soll es bei der Neuauflage laut Drews vor allem gehen: gute Laune. Nebenverdienste natürlich nicht ausgeschlossen.
Die Original-Band galt in den 70ern als Geldmaschine. Rund 50 Millionen Platten verkauften die Les Humphries Singers in sechs Jahren, der Löwenanteil des Erlöses floss in Humphries' Taschen. Die Band-Mitglieder bezahlte er wie Angestellte, sie waren austauschbar und wechselten entsprechend häufig.
Von Konzert zu Konzert getrieben
Was aber nicht nur an der schlechten Bezahlung lag, sondern auch an Humphries' harter Hand. Der Brite war cholerisch, rastete regelmäßig aus und trieb seine bunte Truppe jahrelang gnadenlos von Konzert zu Konzert. Der nach außen so fröhliche Haufen Hippies funktionierte also durch eiserne Disziplin — zumindest mehr oder weniger. Denn zu Les Humphries wirtschaftlichem Konzept zählten auch Schwarzgeldkonten in Liechtenstein. So hatte der britische Musiker nach der Bandauflösung 1976 einen neuen Fan: die deutsche Steuerfahndung.
Heute sind neben Drews nur die Sängerinnen Tina Kemp-Werner, Judy Archer und Peggy Evers-Hartig von der Originalbesetzung dabei. Doch am Geist der Band hat sich nichts geändert. Es bereite ihr einen Riesen-Spaß, wieder aufzutreten, erzählte etwa Kemp-Werner in einem Interview, und die Chemie unter den Übriggebliebenen stimme noch.
"Back In Time" (Zurück in der Zeit) heißt daher das morgen erscheinende Album, das neben den eigenen Erfolgen ("Mama Loo", "Kansas-City") Pop-Hits der 70er und 80er wie "California Dreamin'" oder "That's The Way I Like It" recycelt.
Musikalisch bleibt das eher konventionell und taugt allenfalls als Beschallung für die hauseigene Oldie-Party, live mag das jedoch durchaus mitreißen — auch wenn der kunstvoll Kung-Fu-Schwerter schwingende Christopher Yim nicht mehr zum aktuellen Ensemble gehört.
Was für die Mädchen
Les Humphries selbst profitiert nicht mehr von der Neuauflage seines größten Projekts. Er starb am 26. Dezember 2007 im Alter von 67 Jahren an einem Herzinfarkt. Zehn Jahre zuvor hatte er seinen Tod bereits vorweggenommen und Todesanzeigen für sich drucken lassen. Dass Humphries einen recht bizarren Sinn für Humor besaß, belegt auch die Tatsache, dass er sich eine Zeitlang als sein eigener Zwillingsbruder ausgab.
Ob er an der Neuauflage allerdings seinen Spaß hätte, darf bezweifelt werden — steuerte Jürgen Drews doch auf "Back In Time" zwei Eigenkompositionen bei. In die Originalband wurde er von Humphries vor allem deshalb geholt, um den Mädchen etwas zum Anschauen zu bieten. Singen war nicht so wichtig.
Jetzt ist der 64-Jährige mit dem Bett im Kornfeld das Aushängeschild der Les Humphries Singers Reunion — und "Mexiko" liegt damit in Mallorca, gleich neben dem Ballermann.