Eine Stimme und ein Sound Jonathan Jeremiah bleibt sich treu

Berlin · Seine warme Stimme ist der größte Trumpf von Jonathan Jeremiah. Auch die Songs sind gediegen und gut. Einen Preis für Originalität wird der Brite mit seinem vierten Album allerdings nicht gewinnen.

 Jonathan Jeremiah (undatiert). Sein Album „Horsepower For The Streets“ erscheint am Freitag, 09. September 2022 über PIAS.

Jonathan Jeremiah (undatiert). Sein Album „Horsepower For The Streets“ erscheint am Freitag, 09. September 2022 über PIAS.

Foto: dpa/Glenn Dearing

Wer seine Stimme und seinen Trademark-Sound so gefunden hat wie der britische Sänger Jonathan Jeremiah, der hat keinen ernsthaften Grund, etwas zu ändern. So hören seine Fans auch auf Album Nummer vier diesen samtweichen Bariton und die behaglich streichersatten Retro-Klänge der drei Veröffentlichungen seit 2011.

Allerdings zu dem Preis, dass hier alles zwar gediegen und stilvoll wirkt, aber eben so gar nicht innovativ. „Horsepower For The Streets“ ist mit elf Liedern im Balladenstil oder höchstens mittleren Tempo ein Musterbeispiel für Stagnation auf hohem Niveau.

Und warum auch nicht: Jeremiah hatte ja schon vor elf Jahren mit seinem Debüt „A Solitary Man“ (Platz 11 der deutschen Albumcharts) sowie den Nachfolgern „Gold Dust“ (2012) und „Good Day“ (2018) erfolgreich einen Stil kultiviert, der an den Soul eines Terry Callier oder Michael Kiwanuka ebenso glanzvoll erinnerte wie an den opulenten Pop von Scott Walker oder Lee Hazlewood. Und sowohl sein Träumer-Look als auch die wohltönende Stimme hatten alles, um vorwiegend Frauenherzen schmelzen zu lassen.

Ein Großteil des neuen Albums wurde auf dem Land in der Nähe von Bordeaux geschrieben, was zum milden Rotwein-Pop von „Horsepower...“ passt. In einer Kirche in Amsterdam wurden die Songs dann mit einem 20-köpfigen Orchester aufgenommen. Chöre, Strings, luftige Gitarren und ein im typischen Sixties-Stil ploppender Bass prägen die Lieder.

Das Sahnehäubchen liefert Jeremiah freilich selbst mit seiner eleganten Vokal-Performance. Wer sich vom „Solitary Man“ schon früher verführen ließ, darf auch jetzt wieder schwelgen.

(albu/dpa)
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