Zucchero kommt nach Düsseldorf „Niemand kann deine Träume aufhalten“

Interview | Düsseldorf · Der Italienische Musiker Zucchero nahm während der Corona-Pandemie das Cover-Album „Discover“ aus. Was dahinter steckt, und wie er Freiheit empfindet, verrät er im Gespräch.

 Auf seine Tour in Deutschland bringt Zucchero neue Songs auch gleich zwei neuen Alben mit. D.O.C. und das Cover-Album „Discover“.

Auf seine Tour in Deutschland bringt Zucchero neue Songs auch gleich zwei neuen Alben mit. D.O.C. und das Cover-Album „Discover“.

Foto: Robert Ashcroft

Vor zwei Jahren veröffentlichte Zucchero das Album „D.O.C“ während der Pandemie folgte ein weiteres. Das Cover-Album „Discover“: Aus 500 Lieblingssongs wählte der italienische Blues- und Rock-Musiker 18 aus. Mit beiden Alben geht Zucchero in diesem Sommer auf große Konzerttour. Acht Konzerte spielt er in Deutschland – am 24. Juni auch in Düsseldorf.

Erst jetzt können Sie die Lieder Ihres Albums „D.O.C.“ auf großen Konzerten spielen. Fühlt sich das seltsam an?

Zucchero Ja, es ist seltsam. Wir waren schon vor zwei Jahren startklar und dann kam Covid-19, und wir mussten unsere Konzerte zweimal verschieben. Auch die große Welttournee. Anfangs war es nicht einfach, aber wir konnten die Situation nicht ändern, also habe ich angefangen, an einem neuen Projekt zu arbeiten: ein Cover-Album. „Discover“.

Das ist Ihr erstes Cover-Album. Es kam im November heraus. Warum haben Sie sich entschieden es aufzunehmen?

Zucchero Ich wollte schon immer ein Cover-Album machen, aber ich war immer sehr beschäftigt und hatte andere Pläne. Aber dann kamen diese zwei Jahre Pandemie, und ich beschloss, das Album fertigzustellen. Mindestens fünf Jahre lang habe ich Lieder gesammelt, die ich mag, die ich schon immer mochte. Am Ende hatte ich eine Liste mit 500 Titeln.

Auf Ihr Album haben es am Ende aber nur 18 Stücke geschafft. War es schwer, eine Auswahl zu treffen?

Zucchero Ja, das war es. Ich mag alle Lieder, alle 500. Aber die meisten musste ich streichen. Nicht, weil ich sie nicht mehr mag, sondern weil sie nicht zu mir passen. Mal passte das Klavier nicht, mal die Stimme, mal der Stil. Oder es waren Titel, die schon viele Male von anderen Künstlern gecovert wurden.

Wie haben Sie es geschafft, dass das Album zu Ihrem Stil passt?

Zucchero Ich habe die Songs nicht geschrieben, es sind nicht meine. Aber ich wollte, dass sie nach mir klingen, dass sie sich einfach anders anfühlen als das Original. Das brauchte Zeit. Und es sollte ein Gleichgewicht zwischen italienischen und internationalen Liedern geben. Es hat fast ein Jahr gedauert, bis ich die finalen Titel zusammen hatte.

Gab es ein Lied, das Sie wirklich gern gecovert hätten, aber bei dem Sie merkten, dass es einfach nicht geht?

Zucchero Ja, mit vielen, vielen Liedern ging es mir so. Ich war immer ein großer Fan von Ray Charles, Pink Floyd, Genesis, aber manche Songs sind unantastbar. "Imagine" von John Lennon zum Beispiel. Das geht nicht, das konnte ich nicht covern.

Im Sommer gehen Sie mit Ihren neuen Songs sowohl vom Album „D.O.C.“ als auch von „Discover“ auf Tour.

Zucchero Wir werden einige Songs von „D.O.C.“ und einige Songs von „Discover“ spielen, plus ältere Songs aus meinem Repertoire. Es wird eine fast zweieinhalbstündige Show sein. Ich kann also eine Menge spielen.

Sie spielen in Deutschland acht Konzerte. Gibt es eins, auf das Sie sich besonders freuen?

Zucchero Ich habe immer das Gefühl, dass meine deutschen Fans sehr treu sind. Ich glaube, sie mögen jemanden nicht nur ein oder zwei Jahre, sondern für immer. Das ist sehr aufregend. Aber wir haben auch ein ganz besonderes Konzert geplant. Wir werden ein Open-Air-Konzert zusammen mit Eric Clapton am 29. Mai in Berlin geben. Ich kenne Eric seit dem Beginn meiner Karriere, er war derjenige, der die Tür für meine Karriere außerhalb Italiens geöffnet hat, weil er mich eingeladen hat, ihn bei einer Europatour zu unterstützen. Dann haben wir ein paar Songs zusammen gemacht. Und jetzt ist er mein besonderer Gast auf dem Konzert. Und ich kann es kaum erwarten, es wird ein schöner Abend werden.

Abgesehen von Måneskin der italienischen Band, die im letzten Jahr den Eurovision Song Contest gewann, gibt es so gut wie keine jungen italienischen Musiker, die international erfolgreich sind. Warum ist das so?

Zucchero Wir haben gute Musiker und Sänger in Italien, die sehr modern und sehr jung sind. Aber es ist nicht einfach, außerhalb Italiens erfolgreich zu sein. Wenn man anfangs nicht auf Englisch singt, könnte es schwierig werden. Außerdem muss man viel touren und immer weitermachen. Das kann sich auch nicht jeder leisten. Aber es gibt sehr gute Talente. Und ich freue mich sehr für Måneskin. Sie sind jung, frisch und cool. Und sie machen Rock 'n' Roll!

Einer der letzten Songs Ihres Albums „Discover“ heißt „Everyone Has To Learn Sometime“. Haben Sie in den vergangenen zwei Jahren etwas Neues gelernt?

Zucchero Ich habe gelernt, dass ich frei bin. Meine Arbeit zu machen, Konzerte zu geben, zu reisen, Leute zu treffen, das alles sind fantastische Sachen. Wir waren bereit, auf Tour zu gehen, und dann wurden wir gestoppt. Das hat mich deprimiert. Unser Leben ist unser Job. Und was ich gelernt habe, ist, dass ich mir wünsche, dass ich diesen Job noch lange, noch viele Jahre machen kann. Ich lebe in einem Haus, ich habe einen großen Garten, ich habe eine Familie. Das ist gut und ich bin glücklich. Aber ohne zu touren und ohne Musik zu machen – das ist taff.

Sie sprachen gerade auch von Freiheit. Den gleichen Titel trägt ein Song auf Ihrem Album „D.O.C.“. Sie beschreiben Freiheit darin als eine innere Stimme, die zu einem spricht. Würden Sie sagen, dass Freiheit ein Geisteszustand ist?

Zucchero Ja, ich denke, das ist es. Frei zu sein, bedeutet zu träumen. Niemand kann deine Träume aufhalten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, frei zu sein. Du kannst frei sein, wenn du komponierst oder schreibst. Du kannst frei sein, wenn du Musik machst oder auch wenn du einfach im Park spazieren gehst.

Also ist Freiheit auch eine Art Kunst?

Zucchero Ja, genau. Andererseits für Menschen, die unter einem Krieg oder unter Armut leiden, ist es natürlich sehr schwer, Freiheit zu empfinden. Das ist keine Freiheit, überhaupt nicht.

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