Überirdisch: die neue Grace Jones

Ich bin euphorisiert von der neuen Grace-Jones-Platte "Hurricane". Nie hätte ich gedacht, dass die noch mal so ein Meisterwerk veröffentlicht. Ich muss dazu sagen, dass ich schon immer auf sie stand. Auf das Album "Nightclubbing" vor allem und auf "Slave to the Rhythm".

Sie wurde ja immer ein bisschen unter Wert verkauft. Man erinnert sich eher an ihren Auftritt in dem typisch-80er-Jahre-James-Bond, zu dem Duran Duran den Titelsong beisteuerte. Und an den Besuch bei Wetten, der mit so einem papiertüten-ähnlichen Schleier über dem Kopf. "Nightclubbing" fand jeder gut, rechnete die Perfektion aber eher den Produzenten Sly & Robbie zu. Wie auch immer, dieses Erfolgsteam hat für die erste Grace-Jones-Platte seit 19 Jahren wieder zusammengefunden.

Entstanden sind wuchtige, düstere Tracks, die mit Jones' Image spielen, mit der androgynen, männermordenden Maschinen-Hexe: "Pleased to meet you", so beginnt ein Song. Und man denkt dann schon: Oh, das ist jetzt verflixt gut! Das Schöne an den Stücken ist, dass sie meist keinen Refrain haben, kein direkt ersichtliches Schema also, das macht sie geheimnisvoll und erhöht die Halbwertszeit. Die Musik ist perfekt produziert, ähnlich wie "Slave to thy Rhythm". Das Album beginnt man ja ohnehin erst heute zu begreifen. Trevor Horn hat es produziert, der Macher von Frankie Goes To Hollywood, und wie groß deren Doppel-Album "Welcome to the Pleasurdome" wirklich ist, versteht man auch erst allmählich. "Slave to the Rhythm" jedenfalls variierte den Titelsong über 2 Plattenseiten, Trevor Horn mischte Interviewschnipsel rein, remixte und machte und spielte — ein Hammer. So wie jetzt "Hurricane" Heißer Kandidat auf den Titel des Albums des Jahres.

Gestern waren wir in Köln. Das erste Mal fuhren wir mit David nach Köln, als er erst zwei Wochen alt war. Das war schrecklich. Er schrie die ganze Zeit, wir kehrten nach einer halben Stunde in der Stadt um und gerieten in einen Stau. Als wir zuhause ankamen, waren wir fertig, alle drei. Gestern war es schön. Ich kaufte bei Kompakt ein.

Nach langer Zeit mal wieder Platten des englischen Experimental-Labels Type gekauft: die schönen neuen Alben von Grouper und Goldmund. Dazu die unglaubliche, umwerfende und wie die Grace-Jones-Platte euphorisierende Workshop 6 von Lowtec. Gut wie immer auch die neue Maxi von Move D/Benjamin Brunn auf Smallville. Nach dem Einkauf traf ich die Familie wieder, die probierte gerade bei Gold auf der Brüsseler Straße Klamotten an.

Danach: Hallmackenreuthers, Bento-Box, Parallel-Records (keine Einkäufe). Am Abend den Erklärungsversuch Gustav Seibts über den Erfolg von Uwe Tellkamps Roman "Der Turm" in der SZ gelesen. Außerdem: Evelyn Rolls Schröder-Portrait und die Besprechung der Warren-Buffett-Biographie, die in den USA auf Platz 1 steht. Sportstudio, dabei in der neuen Groove gelesen, Bett.

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