Gitarrist von Sonic Youth "The Best Day" - Thurston Moore legt gelungenes Soloalbum vor

Düsseldorf · Der Gitarrist klingt auf "The Best Day" etwas melancholischer als gewohnt. Es steht ihm gut.

Gitarrist von Sonic Youth: "The Best Day" - Thurston Moore legt gelungenes Soloalbum vor
Foto: CD Cover

Die ersten beiden Stücke dieser Platte sind so unfassbar toll, dass einem der Rest egal sein könnte — was wiederum gut wäre, weil der Rest nämlich tatsächlich ein bisschen egal klingt. Thurston Moore legt also ein neues Album vor, und das ist an sich schon eine Nachricht, denn der 56-Jährige gründete einst die Lieblingsband all derer, die die richtige Musik zu hören meinen: Sonic Youth aus New York. Was aus der Gruppe wird, ist derzeit unklar. Moore trennte sich von seiner Frau, der Sonic-Youth-Bassistin und -Sängerin Kim Gordon, und zog nach London. Sie gehen einander offenbar aus dem Weg, und für Februar hat Gordon ihre Memoiren angekündigt. Mal sehen, was drin steht.

Sonic-Youth-Schlagzeuger Pete Shelley folgte Moore nach England. Die beiden taten sich zusammen mit Deb Googe von My Bloody Valentine und James Sewards, und die erste Produktion des Quartetts ist nun "The Best Day", bei der einem sofort das schöne Cover auffällt: Die Frau, die da im Meer steht und einen Hund an sich drückt, ist die Mutter von Thurston Moore. Er ist anscheinend etwas wehmütig geworden.

Die songorientierten Soloalben von Thurston Moore waren stets introspektiver, intimer als die Platten von Sonic Youth. Das stand Moore ziemlich gut, vor allem "Demolished Thoughts" aus dem Jahr 2011 klang ja großartig. "The Best Day" ist im Gegensatz dazu ruppiger, es ist wohl tatsächlich "das erste Sonic-Youth-Album, auf dem nicht Sonic Youth draufsteht", wie die Plattenfirma wirbt.

Monumental ist die Eröffnung: "Speak To The Wild" ist eines dieser herrlichen Acht-Minuten-Stücke, die typisch sind für Sonic Youth. Es kreist um sich selbst, dieselben Gitarrenakkorde, nur gelegentlich Veränderungen, und Moore spricht darauf seinen Text: "The king has come without demand." Es könnte ewig weitergehen, man möchte den Song immer wieder von vorne hören, er ist großartig. Es geht ebenso weiter: "Forevermore" dauert elf Minuten, und auch dieses Stück könnte von Sonic Youth sein, aus den späten 80er Jahren. Das ist eine Gitarren-Odyssee, man weiß nicht, wohin sie führt, aber man kommt gerne mit, und an jeder Station lauert eine Überraschung. Vielleicht ist es Projektion, weil es einem leid tut, dass Moore und Gordon nicht mehr zusammen sind, aber: Irgendwie klingt die Musik verhangener als früher bei Moore, melancholischer auch, zärtlicher geradezu. Kein Vergleich jedenfalls zum anstrengenden Chelsea Light Moving-Projekt.

Auch "Tape" ist gelungen, das akustische und sehr eindringliche Stück hätte auf den Album-Vorgänger "Demolished Thoughts" gepasst. Was folgt, sind hochwertige Kompositionen, die man jedoch alle schon von Moore und seiner Band gehört zu haben meint.

Was dieses Album hörenswert macht, ist eindeutig die erste Hälfte.

(hols)
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