Perfektion ist so herrlich langweilig
Gestern "Lost in Translation" wieder gesehen. Die schöne Szene, in der Scarlet Johansson und Bill Murray im Taxi am frühen Morgen ins Hotel fahren. Sie waren beim Karaoke. Er nickt ein. Sie hat das Autofenster geöffnet, und der Wind pustet in ihr Haar. Sie sieht ihn an, ist zufrieden.
So eine Szene gibt es auch in "Marie Antoinette", dem Nachfolgefilm von Sofia Coppola, den ich noch ein bisschen besser finde. Kirsten Dunst fährt von einem nächtlichen Ausflug ins galante Partyleben mit der Kutsche heim ins Schloss. Der Morgen graut, es ist alles gut, die Doofen schlafen, und die Guten sind glücklich. Momente der Vollkommenheit.Es gibt in keinem der Filme von Sofia Coppola, auch in dem Ausstattungs-Festival "Virgin Suicides" nicht, eine Geschmacklosigkeit oder eine Stil-Verirrung. Wer wissen möchte, was zu dem Zeitpunkt, da der jeweilige Film ins Kino kam, als edel und erlesen gelten mochte, der sehe sich diese Filme an. Das ist allerdings auch das Problem bzw. könnte es werden. Denn guter Geschmack wird auf die Dauer langweilig, wenn nicht dann und wann etwas Trash, eine Zote oder eine Verfehlung für Belebung sorgen.
Hemingway, seine Stories über sein Alter Ego Nick Adams aus den 20er und 30er Jahren. Coming-of-Age-Cowboy-und-Indianer-Geschichten. Und was für ein Anfang für eine Erzählung: "Nick stand auf. Ihm war nichts passiert." ("Der Kämpfer")
Suchen Kita für David. Stellten uns bei vieren vor. Lange Wartelisten. Aber schön sind die Führungen durch die Gruppenräume, die so ein Anmeldetermin einschließt. Ein Junge, er heißt Maxi, umklammerte mein rechtes Bein. Und ich stapfte mit ihm durch den Raum, worüber die anderen Kinder natürlich lachten. "Wie heißt dein Baby?" "David." "Warum hat der noch keine Haare?" "Sind noch nicht gewachsen." "Ach so." In einer Kita ein super Aufkleber: "Spiel Frieden, nicht Krieg".
Nach langer Zeit wieder ein Stück Dub-Techno, das mich euphorisiert: die Echospace 008 mit einem 16-Minuten-Stück von cv313 namens "Subtraktive". Zäh aber unaufhaltsam wie Lava kommt diese Musik auf dich zu. Du kannst nicht fliehen, und dann überrollt sie dich, wird schneller, wuchtiger, und am Ende stößt du säufern auf: Schon vorbei?
Der Spiegel war zu Gast bei Brian Eno in Notting Hill. Anlass war das wirklich gute neue Album, das er mit seinem alten Kumpel David Byrne von den Talking Heads gemacht hat. "Ach, das", sagte Eno, als er darauf angesprochen wurde. Er hat so viele Projekte (die neue U2, die im Frühjahr kommt), dass er sich zunächst gar nicht erinnerte.