Depeche Mode

Ich wollte Platten kaufen. Aber das ging nicht. Uwe fuhr mit.

Über Weihnachten war ich bei meinen Eltern. Sie leben in Vechta, das ist in Niedersachsen. Immer wenn ich dort bin, mache ich einen Ausflug nach Oldenburg. Zu einem Plattenladen, in dem ich ich schon zu Schulzeiten eingekauft habe. Direkt nach den Weihnachtsfeiertagen fuhr ich wieder hin. Ich hatte mich darauf gefreut.

Kurz vor meiner Abfahrt rief Uwe an. Er wollte mit. Er wisse nicht, was er sonst tun solle den ganzen Tag. Uwe interessiert sich nicht für Platten. Die letzte CD, die er sich gekauft hat, war die Best of von Depeche Mode. Er interessiert sich genau genommen nicht mal für Musik. Deshalb kann man mit ihm nicht Platten einkaufen gehen. "Ich will Platten kaufen", sagte ich. "Macht nichts", sagte er.

Im Plattenladen erzählte mir Uwe, was einem eben so einfällt, wenn man jemanden begleitet, der sich durch Sachen wühlt, für die man sich nicht interessiert: Welche ehemaligen Klassenkameraden er zuhause wieder getroffen hat, wie es seinem Vater geht, dass sein Neffe ihn mag, dass er am 2. Weihnachtsfeiertag bis 7 Uhr in der Stadt gefeiert hat, dass er nicht mehr so gerne angelt, wie es seinem Bruder geht, dass er in 2007 Glück mit den Frauen hatte, dass eine Autoreparatur ganz schön teuer kommt, dass er jetzt gern ein Fischbrötchen hätte, wie es seiner Schwester geht, wie es denn meiner Schwester gehe, dass er sich an Weihnachten super mit meinem Vater unterhalten hat, dass er sich jetzt ein Fischbrötchen holt.

Ich nutze seine Abwesenheit zum Platten-Vorhören. Aber Uwe kam bald zurück. Er sagte: "Der Freund meiner Schwester hat 5000 Platten. Die brauchen so viel Platz. Das wäre mir Musik echt nicht wert." Die zwei Plattenverkäufer guckten schräg. Ich ließ alle Platten im Laden und verabschiedete mich.

Uwe und ich gingen noch essen. Dann fuhren wir zurück. Auf der Rückfahrt hörten wir Depeche Mode.

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