Carl Craig legte im Berghain auf
In Berlin gewesen. Dort gelesen, dass Samstagnacht Carl Craig im Berghain auflegt. Gedacht, dass er bestimmt erst anfängt, wenn längst Sonntag ist. Um 15.30 ins Berghain gegangen. "Wo kommst Du denn her?", fragte der Türsteher. Und ließ mich ein. Carl Craig begann um 16 Uhr.
200, 300 Leute waren noch da. Die meisten tanzten seit 14 Stunden und mehr. Gespenster. Cassy stand noch an den Decks. Viele schliefen auf den Sitzen im hinteren Teil des Raums. Die Tanzfläche war proppevoll. Dann kam Craig. Die Musik setzte kurz aus. Alle schrien. Er war da. Dann begann er. Harte Sachen, so hart wie ich es nicht erwartet hatte. Keiner schlief mehr, alle tanzten. Sogar hinter der Theke. Energie wallte auf in der Panorama Bar, unglaublich.
Carl Craig baute viele Breaks in sein Set ein. Er legte immer noch eine Schippe drauf. Flocht Geräusche ein, ein Echolot zum Beispiel. Wuchtig, ganz klar aufs Ziel ausgerichtet: Make you wanna dance.
Es war dunkel. Aber einmal, vielleicht als Gag, öffneten sie die Jalousien. Was man sah, waren die Gestalten der Nacht. Eine graue Gesellschaft. Eine Frau mit Indianerstirnband und Feder drin. Viele in Unterhose. Nackte Oberkörper. Bunte Schals. Es war so laut. Die Thekenbedienung umarmte einen bei der Bestellung. Nicht so sehr aus spontaner Zuneigung. Sondern damit sie den Getränke-Wunsch versteht.
Craig spielte digitalen Kram. Erkannt habe ich nur Soundschnipsel von Anne Clark, "Our Darkness". Ich blieb zwei Stunden, ging danach ins Kino. Es lief "Berlin Calling".