Campino als Schauspieler in Düsseldorf-Film

Eben den neuen, in Düsseldorf spielenden Film von Wim Wenders gesehen: "Palermo Shooting" mit Campino in der Hauptrolle.

Es geht darin um einen Fotografen, der mit seinen digital bearbeiten großformatigen Werken in wichtigen Museen vertreten ist und außerdem Modefotos macht, etwa mit dem (hier hochschwangeren) Model Milla Jovovich.

Dieser Fotograf ist in einer schwierigen Situation, es wird ihm alles ein bisschen viel. Die Trennung von der Freundin, die Feierei in der Hafen-Disco "3001", die One-Night-Stands, das Pendeln zwischen Kunst und Kommerz. Kurzum: Der Sinn des Lebens droht ihm abhanden zu kommen.

Er sieht Geister, es erscheint ihm Lou Reed in der Kneipe und dann auch Dennis Hopper als der Tod. Der Film wird nun ein bischen arg schwer, aber na ja, die klassischen Wenders-Themen kommen zur Verhandlung, in ellenlangen Dialogen: Liebe, Tod, Glück.

Aber ganz eigenartig: Obwohl das stellenweise sehr pathetisch wirkt und Campino ein wenig hölzern agiert, und man schon auf Bruno Ganz zu warten beginnt (der aber nicht kommt), hat mich "Palermo Shooting" berührt. Vielleicht, weil er das Schwierigste wagt: unsere Gegenwart zu deuten und einem ein gutes Gefühl aus dem Kino mitzugeben fürs eigene Jetzt.

Es geht im Prinzip darum, wie man(n) mit dem fertig wird, was täglich auf einen einprasselt: Musik, Job, Privatleben, Medien etc. Wie man das verarbeitet, wie man eine Schneise schlägt in diesen Dschungel. Wie man allem gerecht wird, ohne sich selbst zu verleugnen.

Campino ist mir dabei unheimlich sympathisch, zum ersten Mal überhaupt. Er spielt bemüht, er staunt viel, spricht seine Texte wie auswendig gelernt herunter und stolpert jungenhaft herum. Das passt hier gut. Denn der Film öffnet sich in eine irreale Welt, in der Campino immer der Hiesige bleibt, einer von uns.

Campinos Fotograf hört Musik über sein Handy, immer und überall. Und der Soundtrack ist gut ausgewählt. Beth Gibbons, Nick Cave, Bonnie Prince Billy, Velvet Underground. Im "3001" spielen sie "Keine Melodien" von Jeans Team zum Tanz. Die Songs kommentieren das Geschehen, das ist das Beste, was ein Soundtrack leisten kann. Campino kommuniziert gleichsam über die Lieder, das gibt seinem Spiel eine durch bloßes Talent von ihm nicht zu erreichende Dichte, die Verbindung in den Zuschauersaal.

Ich habe den Film genossen.

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