Hörabend mit Wolfram Goertz Weltreise mit Nena und Pavarotti

Der „Kultursalon“ der Rheinischen Post begab sich als „betreutes Hören“.

 Mit Mikro und CD-Player: „Kultursalon“ mit Wolfram Goertz.

Mit Mikro und CD-Player: „Kultursalon“ mit Wolfram Goertz.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Ein junges Ehepaar in den Flitterwochen lässt sich in Venedig von Vivaldis Violinkonzert E-Dur betören, beschließt danach in Prag, es Karel Gott gleichzutun und „Einmal um die ganze Welt“ zu reisen. Vier Wochen später kommt bei der Landung in Düsseldorf Melancholie auf. Wie schön war es doch „Über den Wolken“, genau wie Reinhard Mey es so warmherzig besang.

Auf Wolken schwebten auch die Besucher nach dieser klanglichen Erlebnisreise mit Wolfram Goertz, dem Musikredakteur der Rheinischen Post. Seinen so kurzweiligen wie kontrastreichen Hörabend „In 80 Minuten um die Welt“ hatte er bereits beim „Düsseldorf Festival“ präsentiert. Wie unverändert stark der Zauber noch wirkt, spürte das Publikum sofort, das der Einladung zum „Kultursalon“ im Konferenzzentrum der Rheinischen Post in Heerdt, unterstützt vom Rheinischen Sparkassen- und Giroverband, gefolgt war. Goertz schickte sein Hochzeitspaar durch viele Länder, und jedes verknüpfte er mit einem sorgsam ausgewählten Musikbeispiel. Beim „betreuten Hören“ wuchs wundersam zusammen, was vermeintlich nicht zusammengehört.

In Peking erklang „Nessun dorma“ aus Puccinis Oper „Turandot“ – laut Goertz eine der drei größten Opernarien, hier dargeboten von Luciano Pavarotti, „dem berühmten dicken Mann mit dem Schnupftuch“, der das hohe H so lange halten konnte wie kaum ein anderer Tenor. Ein magischer Moment, sogar für den Moderator: „Es ist für mich total berührend, wie viele hier mit einer erhöhten Versenkungswilligkeit sitzen.“ Weiter ging es nach Djakarta, zu Debussys Klavierstück „Pagodes“, inspiriert von der Pentatonik, einer Spezialität der Orchester im javanisch-indonesischen Raum. „Fünf in sich ruhende Töne, ein ausbalanciertes System“, erklärte Wolfram Goertz. „Debussy komponierte eine Mittelstimme als Klangpolster wie Omas Sofakissen – mit Knick.“

Es sind diese Anmerkungen und persönlichen Bezüge, die das Programm neben dem Musikgenuss so anschaulich machen. Wir erfahren von einer früheren Liebschaft des Journalisten in Finnland als Überleitung zum dort beliebten Tango. Im Gegensatz zum argentinischen sei er „fast ein bisschen schläfrig“, werde aber mit Feuereifer in jeder Kaschemme getanzt. Dazu servierte er Astor Piazzollas „Libertango“.

Wir hörten „Tokio“ von Nena („ein kleiner Geniestreich“), flogen mit den Bläck Fööss nach Spanien, machten Halt in Casablanca, um in Chet Bakers Version des Filmhits „As Time Goes By“ zu versinken, „leicht verpeilt, aber charmant gesungen, von einem der größten Jazzmusiker aller Zeiten“. Und was fiel ihm zu Los Angeles ein? Erstens der achtstimmige Chor „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ aus Mendelssohns Oratorium „Elias“, zweitens das mitreißende „Good Vibrations“ der Beach Boys.

Am Ende war das Publikum hingerissen und der Moderator nicht minder glücklich gestimmt. Den Wunsch nach Wiederholung überhörte er dabei nicht.

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