Isländischer Techno begeistert Gus Gus live in Köln: Die Macht der Bassdrum

Köln (RPO). Island ist für viele ein malerisches Land mit grünen Wiesen, heißen Quellen und vielen Mythen. Doch Island birgt auch immer wieder musikalische Wunderkinder, die mit ihren eigenwilligen Stilmixen dem Land ein künstlerisches Gesicht geben – wie der Auftritt von GusGus im Kölner Gloria bewies.

 Sängerin Earth setzte bei Gus Gus Akzente.

Sängerin Earth setzte bei Gus Gus Akzente.

Foto: rpo/Roger Ingenthron

Köln (RPO). Island ist für viele ein malerisches Land mit grünen Wiesen, heißen Quellen und vielen Mythen. Doch Island birgt auch immer wieder musikalische Wunderkinder, die mit ihren eigenwilligen Stilmixen dem Land ein künstlerisches Gesicht geben — wie der Auftritt von GusGus im Kölner Gloria bewies.

 Das Zentrum des Gus Gus-Sounds.

Das Zentrum des Gus Gus-Sounds.

Foto: rpo/Roger Ingenthron

1995 sorgten Gus Gus mit ihrem Erstling "Polyesterday" und der darauf enthaltenen Single "Believe" für weltweite Aufmerksamkeit. Minimalistischer Techno, angereichert mit jeder Menge natürlicher Drumsounds, ließ keinen Dancefloor still stehen. 2007 präsentieren Gus Gus, mittlerweile auf ein Trio geschrumpft, mit ihrer neuen, fünften Scheibe "Forever", einem gespannten Kölner Publikum ihre neue Definition von isländischem Dance.Techno.

Präsident Bongo, der eher aussieht wie ein klassischer Metallgitarrist, und Biggi Viera betreten ganz unprätentiös die Bühne und drücken den ersten Knopf ihres wirr verkabelten Keyboard-Equipments. Der einsetzende pumpende Bass bringt erste Köpfe in Bewegung, doch noch ist der Saal und seine Protagonisten verhalten.

Dies ändert sich allerdings schlagartig, als Sängerin Earth in Begleitung zweier Mitstreiterinnen die Bühne betritt. Gekleidet in knallig, farbige Kostüme samt Rüschenröcken und glitzernden geschminkten Masken, gibt der prägnante Chorgesang der Dreien den eingängigen Beats ein Nuance, die sofort vom Publikum lautstark bejubelt wird. Gerade dieses ständige Wechselspiel zwischen Gesangsmelodien und sich permanent veränderten Sequenzerpassagen halten auch sechsminütige Songs spannend.

Präsident Bongo lässt es sich aber nicht nehmen, auch selbst in Erscheinung zu treten. Martialisch schreitet er hinter den Gerätschaften hervor, greift sich ein Mikrofon und sinniert mit brüllender Stimme über die Macht als Präsident, dessen größten Werkzeug die Bassdrum ist. Sogleich pumpt selbige mächtige Beats in die Gehörgänge der Anwesenden, die den wiederkehrenden Satz "If you don`t jump — your english" mit frenetischem Jubel und wilden Tanzeinlagen beantworten.

Gus Gus zelebrieren 90 Minuten Elektrosound, der ein eigenes Gesicht, eine andere Definition von Techno, Dance und Grooves darstellt. Melodien werden angedeutet, von Gesang getragen aber nie zu Ende geführt, sondern vielmehr weiter getragen von Rhythmen, sich immer wieder veränderten Sequenzen zerlegt oder bis ins unerträgliche verzerrt. Lebendig und trotzdem elektronisch bis in die Haarspitzen. Gus Gus haben eine Mange gefunden, in der ein elektronischer Clown ein bizarres Spektakel zelebriert, dem man sich nicht entziehen kann.

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