Klaviermusik George Gershwin, ein großer Klassiker

Berlin · Der Komponist George Gershwin ist ein Klassiker, auch für den Jazz. Jetzt präsentiert ihn eine neue Platte auf dem Klavier.

 Das Cover der neuen Gershwin-CD.

Das Cover der neuen Gershwin-CD.

Foto: Myrios

Kinder, die zweisprachig aufwachsen, haben es leichter im Leben, weiß die Wissenschaft. Pianisten, die zweisprachig aufwachsen, sind spannende Musiker, sagt die Erfahrung. Friedrich Gulda spielt Klassik und Jazz, Keith Jarrett und Chick Corea ebenfalls. Jetzt kommt einer neuer Meister, der zwei Herzen in seiner Brust hat. Für seine neue Platte, die George Gershwin gewidmet, ist das unbedingt von Vorteil.

Kirill Gerstein, der 1979 in Woronesch geborene Pianist, trank Klassik und Jazz mit der Muttermilch. Als er zwölf  war, lernte er in Sankt Petersburg den Vibrafonisten Gary Burton kennen, der den Knaben als jüngsten Studenten aller Zeiten am Berklee College of Music in Boston unterbrachte.

   Natürlich musste Gerstein sich entscheiden, und als er an die Manhattan School of Music in New ging, war die Wahl klar: Vorerst wollte er die Zeit mit Mozart, Beethoven, Tschaikowski und Liszt verbringen. Aber die Fenster zum Jazz blieben in alle Richtungen offen, und jetzt zeigt sich, dass dieser Durchzug keinen Schnupfen, sondern eine Befruchtung erzeugte. Auf seiner neuen Platte beschäftigt sich Gerstein mit Gershwins „Rhapsody in Blue“ und dem Klavierkonzert in F. Diese Werke haben auch andere klassisch gepolte Pianisten im Programm, bei Gerstein klingen sie authentisch, vom Geist der Blue Note beseelt. Das St. Louis Symphony Orchestra unter David Robertson spielt knackig, fetzig, aber nie derb.

   Die Knüller der CD sind fünf an Gershwin orientierte Etüden und balladeske Arrangements. Aus Earl Wilds heftig-schönen „Virtuoso Etudes after Gershwin“ spielt er „Somebody Loves Me“, „I Got Rhythm“ und „Embraceable You“, bewegte Miniaturen, die das Beste zweier Welten bieten. Und gemeinsam mit der Sängerin Storm Large führt er stilvoll „Summertime“ auf. Das Juwel der Platte (bei Myrios) ist aber kein Gershwin, sondern Oscar Levants Klassiker „Blame it on my Youth“. Den spielt Gerstein mit seinem Förderer Burton. Wie schön!

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