Neues "Frei.Wild"-Album "Feinde deiner Feinde"

Düsseldorf · Seit dem 5. Oktober ist das neue Album der Südtiroler Deutschrocker Frei.Wild auf dem Markt. Unverblümt, brutal und manchmal in den Lyrics etwas holpernd brüllen sie einem ihre Weltsicht ins Gesicht - aber das auf musikalisch unterhaltsame Weise.

 Frei.Wild zeigen den Fans mit dem neuen Album "Feinde deiner Feinde" wo es langgeht.

Frei.Wild zeigen den Fans mit dem neuen Album "Feinde deiner Feinde" wo es langgeht.

Foto: Rosenheim Rocks

Kaum einer anderen Band glückte ein derartiger Senkrechtstart von Null auf Platz 2 der deutschen Charts. Und kaum eine andere Band muss sich dabei mit derart viel Kritik auseinandersetzen wie sie und muss sich dabei so dermaßen viele haltlose Spekulationen über eine vermeindliche politische Extremgerichtetheit gefallen lassen.

Sie sind der erfolgreichste deutsche Musik-Newcomer, gehasst und geliebt zugleich, sie verkaufen Arenen aus, werden für Echos nominiert, heimsen Goldauszeichnungen ein und ziehen zugleich Protestwellen nach sich, die höher und tosender kaum sein könnten. Keine Frage, einfach zu begreifen ist das Phänomen der Südtiroler Frei.Wild nicht, dazu ist seine Dimension innerhalb kürzester Zeit schlichtweg zu groß geworden.

Einfach in Worte zu fassen ist auch der Erfolg der Band nicht, obwohl diese in ihren Songs eine sehr direkte Sprache spricht. Es sind höchst menschliche Themen, die sich auch bei "Feinde Deiner Feinde" wiederfinden: freundschaftliche Verbundenheit ("Dafür sind Freunde da"), die liebevolle Erinnerung an verstorbene Weggefährten ("Zieh mit den Göttern"), der Drang nach Eigenverantwortlichkeit und Selbstbestimmtheit ("Wer nichts weiß, wird alles glauben", "Nur Dumme sagen Ja und Amen") und das Stück "Aus Traum Wird Wirklichkeit" ist gar eine Hymne an den eigenen Nachwuchs und fängt das Gefühl ein, dass die Musiker selbst empfanden, als sie Väter wurden.

Die Band arbeitet mit deutschen Texten, die in dieser Form (nicht ganz zu Unrecht) Jahrzehnte lang als unvermarktbar galten. Frei.Wild haben mit der deutschen Sprache jedoch keinerlei Berührungsängste. Meines Erachtens manchmal leider zu wenig. Denn die Lyrics holpern doch oftmals arg durch ihre Botschaften, die durchaus ihre Berechtigung haben. Sprachpuristen und Germanisten werden bei manchen Zeilen mit den Augen rollen. Nichtsdestotrotz rollen Kraft und Wut durch viele Lieder und brennen sich ins Hirn.

Offensichtlich sind die Fans aber durch die schrägen und manchmal wirklich erzwungenenen Reime nicht verstört: Denn kaum jemand kennt bei einem Frei.Wild-Konzert die Texte nicht. Das Publikum singt lauthals und textsicher jedes Stück mit, fast so, als ob endlich jemand das sagt, was jeder denkt und fast so als ob sie alle durch die Band ein Ventil gefunden hätten, es endlich lauthals herauszuschreien.

Mit Gewalt und Aggression haben Frei.Wild Konzerte übrigens trotz der deutlichen Worte und des martialischen Auftretens nichts zu tun – vielmehr sind sie eine Mischung aus Punk, Schlager, Rock, Bierzelt, Hymne, Feiern, Party und Gesangsstunde.

(felt)
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