Fan-Tipp: Georgien könnte siegen Mit dem ESC-Virus infiziert

Malmö · Mit dem Eurovision Song Contest verbindet der gemeine Fernsehzuschauer das Finale am Sonnabend mit der anschließenden Punktevergabe. Doch der pan-europäische Gesangswettstreit ist mehr als nur eine Samstagabend-Show. Zahlreiche Fans begleiten den musikalischen Wanderzirkus Jahr für Jahr und sind auf Konzerten, Partys oder Empfängen für bis zu zwei Wochen Teil der besonderen ESC-Atmosphäre. Einer davon ist der Neusser Sven Biwald.

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Eurovision Song Contest - das sind die Favoriten

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Foto: dpa/Ilia Yefimovich

Bis zum großen Finale in Malmö sind es noch vier Tage hin, doch der Neusser Sven Biwald läuft schon jetzt nur noch im Eurovisions-Modus. Der 20-Jährige ist einer von mehreren hundert deutschen Anhängern, die den diesjährigen Vertreter Cascada über den Öresund nach Südschweden begleitet haben. Man kennt sich, der harte Fan-Kern trifft sich jedes Jahr wieder und macht aus einem Musikfestival eine Art Klassentreffen. Ist man einmal mit dem ESC-Virus infiziert, stehen die Chancen auf Heilung äußerst schlecht. Und spätestens seit Deutschlands ESC-Heimspiel im Jahr 2011 greift diese Epidemie in Deutschland rasant um sich. Kaum zu glauben, aber wahr: Nach den Schweden sollen die Deutschen am Samstag die zweitgrößte Fankolonie in der Malmö Arena sein — noch vor den Nachbarn aus Dänemark.

Bei Sven brach das ESC-Fieber in frühester Kindheit aus. "Meine Eltern haben mich schon 1997 zu privaten Grand-Prix-Partys mitgenommen. Da war ich noch keine fünf Jahre alt", sagt Sven, der auf Lehramt studiert, wenn mal nicht Eurovisionszeit ist. "Über die Jahre wurde ich dann mehr und mehr zum Fan." Live vor Ort ist Sven seit der Veranstaltung in Düsseldorf dabei, Malmö ist sein dritter Event hautnah.

"Beim Eurovision Song Contest kann ich Urlaub mit Konzerten verbinden, neue Leute kennenlernen und Länder sehen, in die man sonst nicht kommen würde", sagt Sven. Wie nach Aserbaidschan im vergangenen Jahr. Svens Reisepläne lösten in seinem Umfeld zunächst Entsetzen aus. "Seit wann bist du beim Militär, fragte mich eine Freundin. Der musste ich erst einmal erklären, dass es nicht nach Afghanistan geht." Ganz im Gegenteil. "Der Eurovision Song Contest ist für mich der Beweis, dass Nationen durch Musik vereint werden können", sagt der Neusser voller Pathos. Das diesjährige Motto "We Are One" hat er also schon verinnerlicht.

Auch der diesjährige Austragungsort hat es Sven angetan. "Malmö ist ein schmuckes Städtchen mit sehr netten Menschen. Weil die Stadt etwas kleiner ist, liegt der Fokus dort noch mehr auf dem ESC." Das sei in Baku zum Teil anders gewesen. Doch auch die Metropole am Kaspischen Meer hatte seinen Reiz. "Das Wetter war dort natürlich viel besser und auch weil Baku mit Mitteleuropäer eher exotisch ist, war die Reise dorthin eine tolle Erfahrung."

Wenn es nach Sven geht, sollte die nächste ESC-Reise nur mit einem Inlandsflug verbunden sein: "Ich wünsche mir am 18. Mai natürlich einen Sieg von Cascada." So richtig dran glauben, mag der 20-Jährige, der auch noch ein Herz für den sehr zeitgenössischen Titel aus Montenegro sowie für den Beitrag Aserbaidschans hat, jedoch nicht. "Mit guten Liedern landet Deutschland immer auf Platz acht." In den vergangenen Jahren war dies zumindest bei Michelle (2001), Max Mutzke (2004) und Roman Lob (2012) der Fall.

Für Sven erscheint es wahrscheinlicher, dass es wieder in den Kaukasus, diesmal nach Tiflis geht. "Ich kann mir gut vorstellen, dass Georgien gewinnt. Das Lied 'Waterfall' ist sehr ESC-typisch und wird auf der Bühne live gut dargeboten. Die Nummer könnte Europas kleinster gemeinsamer Nenner sein." Sven würde in Tiflis wieder da sein — so wie der Rest der Eurovisionsfamilie vermutlich auch.

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