Eurovision Song Contest 2015 in Wien So wählen die Länder ihre ESC-Kandidaten aus

Düsseldorf · 40 Nationen wollen es in diesem Jahr beim Eurovision Song Contest (ESC) in Wien mit ihrem Song ganz nach oben schaffen. Doch wer entscheidet eigentlich, wer für welches Land komponiert und singt?

Das sind die ESC-Teilnehmer 2016 und ihre Lieder
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Foto: © NDR

Beim größten Musik-Event Europas ist der Weg von der Demokratie zur internen Klüngelei nicht weit: Einige Länder wählen ihre Songs für den ESC im kleinen Jurykreis aus, andere lassen das Publikum mitbestimmen und machen daraus ein eigenes Fernseh-Event.

Vorbild Schweden: Das Sprungbrett "Melodifestivalen"

Eine lange Tradition hat der öffentliche Vorentscheid zum Beispiel in Schweden, heute bekannt unter dem Namen "Melodifestivalen". In mehreren Fernseh-Sendungen, die auch im Radio übertragen werden, bestimmen die Zuschauer hier ihren Favoriten für den ESC.

Der Wettbewerb ist ein Sprungbrett für junge Talente: So feierte Eric Saade 2010 sein Debüt beim Melodifestivalen. Im Jahr darauf durfte er dann in Düsseldorf beim ESC für Schweden auftreten und erreichte den dritten Platz.

Hier sein erster Auftritt "Manboy":

Dass die Zuschauer per Telefon mit abstimmen können, ist aber in den 60 Jahren des Eurovision Song Contest eine relativ neue Entwicklung. 1997 wurde die Abstimmungsmethode zum ersten Mal im Finale eingesetzt — und so überrascht es nicht, dass das Televoting auch im schwedischen Vorentscheid erst 1998 eingeführt wurde.

Deutsche Vorentscheide seit den 50er Jahren

Doch auch Deutschland muss sich nicht verstecken: Seit den 50er Jahren wurden die Kandidaten für den ESC fast in jedem Jahr in Vorentscheidungen bestimmt. 1964 gab es das erste Mal die Fernseh-Sendung "Ein Lied für". Damals schickte eine sechzigköpfige Jury aus Profis und Laien die Schlagersängerin Nora Nova nach Kopenhagen — leider ohne jeden Erfolg. Sie landete auf dem letzten Platz.

Den Durchbruch für das aktuelle mehrrundige System "Unser Song für" brachte 2010 die Premiere mit der Siegerin Lena Meyer-Landrut, die dann auch direkt den Siegerplatz in Oslo holte.

Erfolge auch nach internen Entscheidungen?

Nicht alle Länder, die am ESC teilnehmen, setzen allerdings auf nationale Vorentscheide. So gab es in Russland beispielsweise bisher fast immer nur eine interne Auswahl des Kandidaten. Lediglich vier Mal gab es eine öffentliche Vorentscheidung. Ironischerweise schaffte Russland so 2005 den ersten Sieg in der ESC-Geschichte:

In den vergangenen Jahren gehen alle Siegertitel beim ESC auf das Konto einer nationalen Vorentscheidung, so auch "Rise Like a Phoenix" von Conchita Wurst (2014), "Only Teardrops" von Emmelie de Forest (2013), "Euphoria" von Loreen (2012) und "Running Scared" von Ell & Nikki (2011).

Interne Jurywertungen brachten dagegen nur in den Anfangsjahrzehnten des Wettbewerbs Erfolge. So überrascht es auch nicht, dass mittlerweile auch eine Mehrheit der teilnehmenden Länder ihren Song vom Publikum bestimmen lässt.

Das Finale des Eurovision Song Contest 2015 in Wien findet am 23. Mai statt. Für Deutschland bewirbt sich Ann Sophie mit "Black Smoke" um den Sieg.

(RPO, HeBu)
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