Eurovision Song Contest "Ann Sophie hat nichts falsch gemacht"

Wien · 365 Punkte für Schweden, null Punkte für Deutschland und für Gastgeber Österreich. Immerhin hat die Alpenrepublik als Gastgeber geglänzt, meinen Experten. Aber auch Ann Sophie muss sich nach Ansicht von "Dr. Eurovision", Irving Wolther, nicht schämen.

 "Dr. Eurovision", Irving Wolther, analysiert die Show vom Samstagabend.

"Dr. Eurovision", Irving Wolther, analysiert die Show vom Samstagabend.

Foto: dpa, bsc

Was war das Besondere am ESC 2015?

Das große Unterscheidungsmerkmal war die Liebe zum Detail.
Der Veranstalter hat sich unheimlich Mühe gegeben. Man hat aus den Fehlern gelernt, die andere Städte in der Vergangenheit gemacht haben.

Also geben Sie gute Noten für Österreich?

Die Künstler, Delegationen und Fans haben das Gefühl bekommen, dass das ganze Land hinter der Veranstaltung steht. Das gab es so noch nie. Der Contest hatte mit "Building Bridges" auch ein geniales und passendes Motto.

Wie war die musikalische Qualität?

Das Finale hatte eine bemerkenswerte musikalische Bandbreite. Von Balkan-Balladen über Mainstream-Pop bis Elektro. Das Halbfinale hat tatsächlich praktisch alle schwächeren Songs ausgesiebt.

Wie sahen Sie Ann Sophie?

Ann Sophie hat eine ganz souveräne Performance abgeliefert - und sich im Vergleich zu den anfänglich eher hektischen Auftritten deutlich gesteigert. Ihren eigentlich positiven extremen Ehrgeiz merkt man vielleicht etwas zu sehr auf der Bühne. Lena war es damals ziemlich egal, ob sie gewinnt. Ann Sophie hat nichts falsch gemacht. Der Song ist ein guter Radiosong, aber auf der Bühne schwer zu inszenieren. Da gerät man leicht in Vergessenheit.

Wäre Deutschland mit Andreas Kümmert erfolgreicher gewesen?

Als Typ hätte er vielleicht mehr hervorgestochen. Aber er wäre angesichts seiner Schwierigkeiten, mit solchen Events umzugehen, eine tickende Zeitbombe gewesen. Der Stress eines ESC ist ungeheuer.

Wie schlimm sind die null Punkte?

Statistisch sind es wahrscheinlich die schlechtesten Null-Punkte aller Zeiten, da so viele Länder abgestimmt haben. Es ist eine bittere Niederlage. Aber es sind nicht die schlechtesten Songs, die oft auf den hinteren Rängen landen. Meist sind es die ohne Ecken und Kanten. Es war einfach ein sehr starkes Feld.

Und Schweden hat alles richtig gemacht?

Der schwedische Song ist ein mittelmäßiges Lied mit sensationeller Performance. Das Land ist im Musik-Business die führende Nation. Sie haben ein Gespür für Mainstream. Nicht umsonst sind Komponisten und Arrangeure aus Schweden international gesucht.
Diesmal haben auch Russland, Georgien und Spanien solche Leute im Team gehabt.

Bei Bojana Stamenow aus Serbien hat der Saal getobt.

Serbien war nur Fan-Favorit. Der Jury war der Song zu berechnend auf die schwule Fan-Gemeinde zugeschrieben. Beim serbischen Vorentscheid hatte das Lied noch einen anderen Text. Mit einer Regenbogen-Botschaft hätte Stamenow in Serbien nicht gewonnen.

(dpa)
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