Verstoß gegen Regeln ESC-Organisatoren schließen Belarus vom Song Contest aus

Minsk · Der Eurovision Song Contest 2021 findet ohne Belarus statt. Das Land wurde vom ESC im Mai ausgeschlossen. Das hat die Europäische Rundfunkunion entschieden.

 Das Logo des wegen der Corona-Pandemie ausgefallenen ESC in Rotterdam aus dem Jahr 2020 – dieses Jahr soll er nachgeholt werden.

Das Logo des wegen der Corona-Pandemie ausgefallenen ESC in Rotterdam aus dem Jahr 2020 – dieses Jahr soll er nachgeholt werden.

Foto: dpa/Koen Van Weel

Auch das neu eingereichte Lied verstoße gegen die ESC-Regeln, die sicherstellten, „dass der Wettbewerb nicht instrumentalisiert oder in Verruf gebracht wird“, hieß es am Freitagabend in eienr Mitteilung seitens der Rundfunkunion (EBU). Die staatliche Rundfunkgesellschaft von Belarus habe es versäumt, „innerhalb der verlängerten Frist einen teilnahmeberechtigten Beitrag einzureichen“, hieß es.

Zunächst war der Song „Ja nauchu tebja“ („Ich werde dir beibringen“) der Band Galasy ZMesta eingereicht worden. Die ESC-Organisatoren monierten bei diesem Lied, dass es in seiner jetzigen Form „den nicht-politischen Charakter des Wettbewerbs infrage“ stelle. Es hatte Beschwerden gegeben, weil der Song mit Zeilen wie „Ich werde dir beibringen, nach der Melodie zu tanzen“ in den Augen vieler Menschen die Protestbewegung gegen Langzeitmachthaber Alexander Lukaschenko verhöhnt. Belarus reichte nach der Kritik einen neuen Song der Band ein, der nun ebenfalls von den ESC-Verantwortlichen kassiert wurde.

Im vergangenen Jahr gab es über Monate Massenproteste gegen Lukaschenko nach der weithin als gefälscht geltenden Präsidentenwahl am 9. August. Der als „letzter Diktator Europas“ kritisierte Staatschef hatte sich nach 26 Jahren an der Macht von der Wahlkommission erneut zum Sieger erklären lassen. Die EU erkennt ihn nicht mehr als Präsidenten an. Zehntausende Menschen wurden festgenommen. Viele von ihnen kritisierten massive Polizeigewalt.

Der Ausschluss von Belarus vom ESC stieß in Minsk auf heftige Kritik. „Die Entscheidung, uns auszuschließen, ist politisch motiviert“, sagte der Chef der Nationalen Staatlichen Fernseh- und Rundfunkgesellschaft von Belarus, Iwan Ejsmont, in der Nacht zum Samstag der Staatsagentur Belta zufolge. Die ESC-Verantwortlichen seien von „Politikern und Hassern in sozialen Netzwerken“ unter Druck gesetzt worden.

Der ESC wird dieses Jahr zwischen dem 18. und 22. Mai in Rotterdam ausgetragen. Der Wettbewerb war im Vorjahr wegen der Corona-Pandemie erstmals in seiner Geschichte ausgefallen. Die Organisatoren hoffen nach wie vor darauf, mit zahlreichen Vorsichtsmaßnahmen zumindest einen Wettbewerb mit begrenztem Publikum vor Ort anbieten zu können.

Deutschland wird in Rotterdam von Jendrik Sigwart und seinem Gute-Laune-Lied „I Don't Feel Hate“ repräsentiert. Der 26 Jahre alte Hamburger hatte sich in einem mehrstufigen Auswahlprozess gegen mehr als 150 Konkurrenten durchgesetzt. Die zuletzt größten deutschen Erfolge hatten Michael Schulte mit einem vierten Platz 2018 und Lena mit dem Sieg 2010 eingefahren.

(hebu/dpa)
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