Teilnehmer des ESC-Finals in Malmö stehen fest "Ding-Dong": Finnland fällt am meisten auf
Malmö · Finnland, Aserbaidschan, Malta, Island, Griechenland, Armenien, Ungarn, Norwegen, Georgien und Rumänien - sie alle stehen in der großen Finalshow des ESC in Malmö am Samstag. Wieder einmal das Nachsehen hatte Ralph Siegel, der als Komponist des Liedes aus San Marino ausschied.
Es gibt Momente, denen kann man sich einfach nicht entziehen. In Malmö ist das der "Ding-Dong"-Moment. Immer wenn man nicht damit rechnet, taucht die Finnin Krista Siegfrids im Brautkleid mit ihren Backgroundsängerinnen auf, macht eine Art Polonäse und ruft dabei eben diese Worte, die schon der E.A.V. in der Schlagerszene der Neunziger zu einem Charterfolg verhalfen und nun in Südschweden zum Kult geworden sind. Die 27-Jährige darf dies auch im Finale tun. Ihr höchst eingängiges "Marry Me" schaffte zur großen Freude ihrer zahlreichen Landsfrauen, Landsmänner und sogar Landsmänner in Brautoutfits in der Malmö-Arena die Qualifikation für die große Samstagabendshow.
Siegfrids setzte bei ihrer schrillen Bühnenhochzeit auf Provokation und sich für die Ehe bei Schwulen und Lesben ein. Denn anstatt sich einen Bräutigam zu angeln, knutscht Siegfrids am Ende des Liedes mit einer ihrer Brautjungfern herum. Kein Problem in der heutigen Zeit? Von wegen! Das türkische Fernsehen TRT, das in diesem Jahr aussetzt, setzte die Übertragung der Show kurzfristig ab.
"Wir hatten Spaß auf der Bühne und sie ist eben ein guter Küsser", alberte die kecke Blondine nach ihrem Finaleinzug auch vor der Presse weiter. Ob ihr Freund schon auf den musikalischen Heiratsantrag geantwortet hat? "Ich habe noch nicht auf das Handy geschaut. Wenn nicht, nehme ich einen anderen Kerl oder ein anderes Mädel." Prompt wurde dem neben ihr sitzenden aserbaidschanischen Sänger Farid Mammadov die Frage aller Fragen gestellt.
Doch der dürfte erst einmal keine Zeit für eine Vermählung haben. Denn im Finale zählt der Vertreter des letztjährigen Gastgebers mit dem Lied "Hold Me" mittlerweile zu den großen Favoriten. "Den ESC 2014 wieder in Baku auszutragen, ist eine gute Idee, aber ich konzentriere mich auf meine Performance", sagt der 21 Jahre alte Hobbyringer, der sich um Aserbaidschans Vertreter zu werden in einer rund dreimonatigen Castingshow durchsetzen musste. Der Auftritt täuscht über ein eher durchschnittliches Lied hinweg. Mammadovs Bewegungen werden von einem Mann in einem Glaskubus eins-zu-eins imitiert, bis eine Frau in rot auftaucht und alles durcheinanderbringt. Eine nette Idee, die gut ankommt.
Konkurrenz für das "Land des Feuers" kommt von der norwegischen Icelady Margaret Berger. Ihr Elektropopsong "I Feed You My Love" wurde ein Tag vor dem Nationalfeiertag in Norwegen ebenfalls in das Finale gewählt. Kommentaren, sie würde Lady Gaga kopieren, wirkt sie entschieden entgegen: "Schaut euch mein Video auf YouTube aus dem Jahre 2006 an. Lady Gaga kopiert mich und nicht ungekehrt." Selbstbewusst, selbstbewusst! Auf Altbewährtes setzt Georgien mit dem Duo Sophie und Nodi. Eine Frau, ein Mann, eine Ballade, gestreckte Arme in Richtung Kamera, Funkenregen. Alles schon 100-mal gesehen, aber beim ESC chancenreich.
In ihrer Muttersprache überzeugten der Isländer mit der Jesus-Frisur, Eythor Ingi mit der Ballade "Eg a lif", und Ungarns Nerd Bye Alex mit dem Sprechgesang "Kedvesem". Malta schaffte mit dem leichten Mitsingpop "Tomorrow" mit Gianluca Bezzina den Finaleinzug, ein bisschen überraschend und zum Unmut einiger Zuschauer in der Halle steht dort auch der Rocksong "Lonely Planet" der armenischen Band The Dorians.
Im Finale eher erwarten konnte man die griechischen Brings, Koza Mostra und Agathonas Iakovidis, mit ihrem ska-ähnlichen Titel "Alcohol Is Free". Da ist in Malmö wohl der Wunsch der Vater des Gedanken. Denn eine 0,33-l-Flasche Bier kostet im EuroClub und anderen Bars umgerechnet rund acht Euro.
Fragezeichen in die Gesichter trieb Rumäniens Cezar mit seinem Auftritt zu seinem Eunuchen-Dance "It's My Life". Zu Discobeats knödelt sich der studierte Countertenor mit seiner Kopfstimme durch das Lied. Um ihn herum turnen drei rotangemalte, halbnackte Tänzer. "Rumänien ist bekannt durch Fußballer Georghe Hagi und Dracula. Warum nicht bald auch wegen Cezar?", sagte er selbst von sich. In Erinnerung rief sich Cezar immerhin schon einmal mit seinem Auftritt. Das Weiterkommen widmete er seinem verstorbenen Vater.
Wo Sieger sind, sind auch Verlierer: "Crisalide (Vola)" ist der Name von Siegels Lied aus San Marino. "Vola" heißt übersetzt "Fliegen" und wird zum Programm: Sängerin Valentina Monetta und ihr Team müssen nämlich bereits wie bei ihrer Teilnahme im vergangenen Jahr nach dem Halbfinale nach Hause fliegen. Allen Vorschusslorbeeren zum Trotz, das Lied sei das beste Siegel-Lied seit vielen Jahren, hatte die Nummer mit Zauberkugel und Windmaschine keine Chance auf den Finaleinzug.
Ebenso abreisen müssen die lettischen Flummies PeR ("Here We Go"), Roma-Ikone Esma mit Lozano und "Pred da se razdeni", die Schweizer Heilsarmee-Combo Takasa mit "You And Me", Israels dralle Brillenträgerin Moran Mazor ("Rak bishvilo"), Albaniens Rocker Adrian Lulgjuraj und Bledar Sejko mit "Identitet" und die bulgarischen Percussionisten Elitsa Todorova und Stoyan Yankulov mit "Samo Shampioni".