Klassik revolutionär Erhebend: Gardiner mit Schubert und Brahms

London · Der große englische Dirigent hat eine grandiose neue Schallplatte veröffentlicht: Meisterwerke in neuer Sicht.

 Dirigent John Eliot Gardiner.

Dirigent John Eliot Gardiner.

Foto: Susanne Diesner

Klassik Wenn wir an den großen und berühmten Dirigenten John Eliot Gardiner denken, fällt einem natürlich als erstes der Monteverdi Choir ein, mit dem Gardiner einige unübertreffliche Aufnahmen etwa von Monteverdi und Bach vollbracht hat. Auch das assoziierte Orchester, die English Baroque Soloists, ist ein Team aus Spitzenkräften. Gardiner liebt vertraute Verhältnisse, weswegen er es auf öffentlichen Positionen nie sonderlich lange aushält. Chefdirigent in Vancouver und beim NDR-Orchester in Hamburg war er nur drei Jahre, in Lyon fünf Jahre.

    Im Jahr 1990 gründete Gardiner ein zweites Ensemble, das Orchestre Révolutionnaire et Romantique, dessen Name bereits andeutet, wohin die Reise geht: weg vom Barock, hin zu Klassik und Romantik – und zwar mit Explosivität und Entdeckerfreude. Daraus ist sehr viel geworden; so haben die Musiker beispielsweise Verdis „Requiem“ aufgenommen, natürlich auf Instrumenten aus jener Zeit. Und selbstverständlich sitzen die meisten Musiker des Orchesters, trotz des französischen Namens, in London.

    Jetzt kommen die Gipfelstürmer von der Insel (auf einer neuen Aufnahme bei Gardiners eigenem Label Soli Deo Gloria) bei Franz Schubert und Johannes Brahms an. Schuberts 5. Sinfonie B-Dur gilt als sorgenlos, beschwingt, diesseitig, musikantisch. Kein Wunder, dass sie recht oft vertanzt worden ist. Trotzdem wirken viele Aufnahmen ziemlich holzgetäfelt und erdenschwer. Bei Gardiner kommt und geht das Opus auf leichten Sohlen, sogar der g-Moll-Grimm des Menuetts hat nichts Bärbeißiges.

    Eine Kostbarkeit ist auch Johannes Brahms’ A-Dur-Serenade, deren zukunftsweisender Klang (ohne Violinen) beinahe auf Gustav Mahlers Symphonien vorausweist, vor allem im langsamen Satz. Revolutionen, so lernen wir, finden manchmal auch im Stillen statt.

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