"Electronica" Jean-Michel Jarre erzählt die Geschichte der elektronischen Musik
Berlin · Jean-Michel Jarre hat sich auf eine Zeitreise begeben. Der sogenannte Godfather of Electronic Music, der in den 70er Jahren mit Synthesizer-Sounds die Musikwelt revolutionierte, erzählt auf seinem neuen Album "Electronica" die Geschichte der elektronischen Musik und ihrer Vermächtnisse von den Anfängen bis heute.
Dafür ist der Franzose eine bemerkenswerte Zusammenarbeit eingegangen. Der 67-Jährige, der aussieht wie 50, traf sich mit musikalischen Vorbildern wie Pete Townshend, Zeitgenossen wie dem Regisseur John Carpenter oder elektromusikalischen Nachfolgern wie Moby oder Massive Attack.
Fünf Jahre hat es gedauert, bis "Electronica" fertig war. Am Ende brachte es Jarre auf 30 musikalische Gäste, die auf Teil eins des Albums und im kommenden Jahr auf Teil zwei vertreten sind.
"Ich habe die Idee verfolgt, die Leute und Künstler um mich zu versammeln, die eine Inspiration für mich sind oder waren, und die eng mit der elektronischen Musik verbunden sind", erklärt Jarre im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Er besuchte die Künstler persönlich oder sie ihn. "In der heutigen Zeit ist Featuring sehr angesagt. Ich mag dieses Wort aber nicht. Denn meistens bedeutet es: Ich schicke Soundfiles zu einer Person, die ich nicht treffe, und mit der ich noch nicht einmal geredet habe", verdeutlicht der Pionier der elektronischen Musik.
Die Idee zu dem Projekt, an dem auch artfremde Künstler wie der chinesische Star-Pianist Lang Lang beteiligt sind, hatte er, weil "Elektro-Musiker doch sehr isoliert in ihrem Tonstudio sind. Das ist wie bei einem Maler, der alleine arbeitet", illustrierte Jarre, dem die Arbeit an dem Projekt auch als Therapie diente. 2010 starben seine beiden Eltern und ein guter Freund. Außerdem wurde seine dritte Ehe geschieden. "Das war eine ziemlich dunkle Zeit für mich", erinnerte sich der Sohn des berühmten Filmmusik-Komponisten Maurice Jarre ("Doktor Schiwago", "Laurence von Arabien").
Jarre würde übrigens gerne eine Mega-Show in Berlin spielen. "Der Reichstag oder das Brandenburger Tor wären großartige Orte dafür", sagte er. "Ich würde sehr gerne hier was machen, aus musikalischen aber auch architektonischen Gründen", erklärte Jarre, dessen Vater der berühmte Filmmusik-Komponist Maurice Jarre ist.
"Berlin ist eine meine Lieblingsstädte in der Welt. Mein Cousin war hier für die französische Armee stationiert. Als Junge habe ich ihn oft besucht. Leider habe ich hier aus verschiedenen Gründen noch kein musikalisches Projekte realisieren können".
Mit "Electronica" möchte Jarre, der für seine gigantischen Open-Air-Spektakel vor einem Millionen-Publikum berühmt ist, noch einmal das zusammenfassen, was 1976 mit dem Millionen-Seller "Oxygène" begann und zu einer Weltkarriere führte.