Vor 40 Jahren starb Rock-Sängerin Janis Joplin Ein kurzes, rebellisches Leben

Washington (RPO). Ihrer mächtigen Stimme konnte sich niemand entziehen. Wenn Janis Joplin auf der Bühne stand, das Mikrofon in der einen und die Whiskeyflasche in der anderen Hand hielt, dann schrie und krakeelte sie, ächzte sie und krächzte sie. Ihre Stimme war die Stimme der Rebellion, sie machte Janis Joplin zum ersten weiblichen Superstar der Rockmusik. Vor 40 Jahren, am 4. Oktober 1970, starb sie mit nur 27 Jahren an einer Überdosis Heroin. Ihre Musik prägte eine ganze Generation von Musikerinnen.

 Janis Joplin 1968 in Aktion. Ob ein junges Talent ihr das Wasser reichen kann, soll eine Casting-Show zeigen.

Janis Joplin 1968 in Aktion. Ob ein junges Talent ihr das Wasser reichen kann, soll eine Casting-Show zeigen.

Foto: AP, AP

Auf der Bühne und im Privatleben war Joplin kompromisslos. Sie erlaubte sich, was ihr gefiel: Sex, Drogen, Alkohol, das Recht auf ungebremsten Spaß. "Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, nichts mehr zu verlieren zu haben", sang sie kurz vor ihrem Tod in ihrem größten Hit "Me & Bobby McGee", der zu ihrem Vermächtnis werden sollte. Die bittere Ironie: Freiheit nahm sie sich, und doch verlor sie dabei etwas Kostbares - ihr Leben. Fast 20 Stunden lag Janis Joplin tot in einem Motel in Kalifornien, ehe sie gefunden wurde.

Es war ein elender Tod nach einem kometenhaften Aufstieg. Janis Joplin stammte aus einer bürgerlichen Familie in der texanischen Ölstadt Port Arthur. In ihrer konservativen Heimat fühlte sich Joplin fremd, sie gefiel sich in der Rolle der Unangepassten. Im Schlabber-Look tingelte sie als Blues-Sängerin durch Bars - immer ein Ziel vor Augen: nicht so zu werden wie die Leute daheim. Beißender Spot schimmerte durch, als sie später in einem Song ironisch das Profitstreben ihrer Landsleute aufs Korn nahm: "Oh Lord, won't you buy me a Mercedes Benz."

Ihr großer Durchbruch kam 1967 beim Pop-Festival in Monterey. Publikum und Kritiker waren hingerissen von der wilden, manchmal ordinären Frau, die begleitet von dröhnenden Gitarren ausdrucksvolle Stimmakrobatik bot und vulgäre Schimpfworte von der Bühne feuerte. Es folgten mehrere erfolgreiche Platten mit Hits wie "Cry Baby", "Summertime" oder "Piece of My Heart".

Ihre Biografin Alice Echols bezeichnet Janis Joplin in einem kürzlich erschienen Buch als Pionierin: "Sie war eine Solo-Frau, die es in der Männerdomäne des Rock'n'Roll schaffte", schreibt Echols. "Sie hat für sich selbst das eingefordert, was sonst den Männern vorbehalten war: künstlerischer Ehrgeiz, Lust, das Recht auf ein besonderes Leben." Hinter Joplins wilder Fassade freilich lagen Abgründe. Ihre Jugend als Außenseiterin in Texas hatte Wunden hinterlassen, die ihr kurzes Leben lang nicht mehr heilen sollten. "Sie fühlte sich zutiefst ungeliebt und nicht liebenswert", schreibt Echols.

Als Joplin 1966 ins Hippie-Mekka San Francisco kam, kostete sie die neuen Freiheiten nach Kräften aus. Sie verfiel den Verlockungen von Drogen wie Heroin, die eine Erweiterung des Bewusstseins versprachen und letztlich doch nur die Konsumenten unentrinnbar in die Ketten der Sucht legten. Bis 1970 wurde der Preis zum Entsetzen vieler Blumenkinder sichtbar: Nur drei Wochen vor Joplin war Jimi Hendrix gestorben. Kurz nach ihr starb "Doors"-Sänger Jim Morrison. Immer waren Drogen im Spiel.

(AFP)
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