Neues Album „Dots“ Düsseldorfer Indie-Helden Subterfuge sind zurück

Nach 16 Jahren gibt es wieder ein neues Album der Band Subterfuge. Das Comeback klingt genau so gut, wie man es sich erhofft hatte.

 Subterfuge aus Düsseldorf.

Subterfuge aus Düsseldorf.

Foto: Anika Potzler

Wenn man ehrlich ist, sind Comeback-Platten einst heiß geliebter Bands meist kein reines Vergnügen. Die Pixies zum Beispiel oder The Jesus & Mary Chain: Man freut sich zwar, dass es sie noch gibt und nutzt vielleicht auch die Gelegenheit, sie wieder live zu sehen. Aber wenn man das wirklich echte Erlebnis möchte, legt man dann doch lieber nicht die neue Platte auf, sondern „Surfer Rosa" oder „Psychocandy". Die Gefahr war also groß, dass es mit Subterfuge aus Düsseldorf ähnlich laufen würde. Beim ersten Hören der neuen Platte weiß man allerdings: Das hier ist was anderes, das ist groß.

 „Dots" ist das erste Album der Band seit 16 Jahren. Zwölf Lieder haben sie versammelt, und die Musiker präsentieren sich darin als Beach Boys vom Paradiesstrand. Es gibt diesen herrlichen Harmoniegesang, den deutsche Bands ja eigentlich nicht so gut können, und Lied fünf, „Why Do I Always Fail To Win", ist das schönste Lied, das die Beatles nie geschrieben haben. Subterfuge haben es noch drauf, könnte man so sagen, und das eigentliche Wunder ist, dass sie dabei nie altmodisch klingen, sondern sich eine Gelassenheit zugelegt haben, so eine coole Allmählichkeit, die sie über den Zeiten ruhen lässt. Sie geben ihren Songs nun den Raum, den sie brauchen. Über sechs sieben Minuten entfalten sie manche Kompositionen neuerdings.

Es gibt großartige Referenzen. Bei „There's A Light" denkt man kurz an Scritti Politti. Der Anfang von „Margarine" klingt nach MGMT. Und der Über-Song der Platte ist „Licentiousness", der wie ein Augenzwinkern Richtung Slowdive anmutet. Der besondere Kniff dieses Stücks ist die Stimme von Anna Roxenholt aus Berlin, die den Jungs-Gesang doppelt. Die Produktion von „Dots" ist ohnehin bemerkenswert, es ist allein schon ein Vergnügen zu hören, von wo die Stimmen wehen, wie die Räume gestaltet sind, in denen diese Musik erklingt.

 Subterfuge gibt es seit 1991. Das ist eine Band, die auf Freundschaft gründet. Und ähnlich wie sich Mick und Keith am Bahnsteig getroffen, an ihren Lieblingsplatten erkannt und schließlich die Stones gegründet haben sollen, lernten sich Lars Schmidt und Thomas Baumhoff einst in der Buslinie 731 kennen. In der aktuellen Besetzung sind außer den beiden Daniel Klingen, Kai Blankenberg, Lorenz Naumann und Tom Blankenberg dabei.

 Die Musik von Subterfuge war die Reinform dessen, was man als Indie-Pop bezeichnete. Von englischen und amerikanischen Vorbildern inspirierter „Metropolen-Country", wie sie sie selbst nennen. Nach den „Legendary Eifel Tapes" dachte man eigentlich, das sei es gewesen. Aber sie sind Freunde geblieben, trafen sich bei vielen Gelegenheiten – das ist das Gute an einer Großstadt, die so groß ja nicht ist – und unterstützten einander bei Soloprojekten. Und irgendeiner fragte irgendwann, ob man nicht mal wieder irgendwas zusammen machen wolle. Alle nickten irgendwie.

 Die neuen Stücke sind epischer, psychedelischer als die alten, sie haben aber nichts von der Feinheit verloren, um die es bei Subterfuge auch immer ging. Um eine Feinheit, die von drei Gitarren nicht verdrängt, sondern sogar noch betont wird. Jedenfalls: Gut, dass sie zurück sind. Und wer künftig das wirklich echte Subterfuge-Erlebnis will, höre „Dots".

 Info „Dots" erscheint am 4. Marz. Am selben Tag präsentiert die Band das Album bei einem Best-of-Konzert im Zakk.

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