Neues Album der Band Juli Mit einer Revolution zur eigenen "Insel"

Lange ritt die Band Juli auf ihrer eigenen, perfekten Welle. Dabei wirkte die Band immer wie eine etwas zu alte Version einer Schülerband, mit netten Texten, die aber bloß nicht den Schulleiter oder die Eltern verärgern sollten. Jetzt ist die Band erwachsen geworden.

Die Band Juli: Mit einer Revolution zur eigenen "Insel"
Foto: Island/Universal

Dass Juli nun erwachsen ist, zeigt sich auf dem neuen Album an Stücken wie "Wenn sich alles bewegt". Musikalisch bewegt sich das Stück irgendwo zwischen Rap-Musik, skandinavischer Elektro-Musik und progressivem Pop. Das Stück startet mit einem gleichmäßigen, stampfenden Takt mit Sprechgesang und geht dann recht spät in einen Refrain über, der sehr viel melodischer ist.

Dass Juli über Gefühle wie Liebe und Sehnsucht singen, ist an sich nicht neu. Aber auf dem Lied "Wasserfall" klingt das alles nicht mehr so positiv wie auf den vorangegangen Alben. Bei der Beschreibung von Liebe schwingt immer auch eine gewisse Ohnmacht mit, die einen sowohl in einem Wasserfall wie auch in der Liebe erreichen kann. Das Stück "Nichts brauchen" ist die musikalische Rebellion einer Generation, für die die Band Juli steht. "Wir brauchen niemand, der uns sagt, ob wir glücklich sind... Wir brauchen nichts umsonst.", heißt es im Text. Der Text lässt sich auch auf die Band selbst beziehen, wurden sie doch stets nach ihren ersten Erfolgen beurteilt. Über- und Unterbewertung der Band waren die Folge.

Musik als Rebellion und Revolution

Das Lied "Eines Tages" ist mehr als Rebellion. Es ist für Juli quasi eine Revolution. Mit dem Stück schafft sich die Band eine eigene Insel in der deutschen Musiklandschaft. In "Eines Tages" spricht die Band von ihrer Vision der Zukunft. Die Forderungen gehen weit über "nie mehr Krieg, für immer Frieden" hinaus. Es werden Organisationen wie "Pro Asyl" zitiert, die klare politische Anliegen haben. Dazu solle es laut Text keine Päpste, keine Führer mehr geben. Das politische Konstrukt, dass im Text skizziert wird, lässt sich wohl am ehesten im Sozialismus verorten, wie sie alternative Kommunen der frühen 1970er Jahre pflegten. Nicht jeder Hörer mag politisch dahinter stehen, aber mit ihrer Version von politischem Pop stechen Juli in jedem Fall aus der breiten Masse in der deutschen Musikszene heraus.

An einigen Stellen im Album gibt es noch einmal Rückblicke auf die alte Welt von Juli. In "2004" blickt die Band auf das Vergangene zurück. Vergangene Beziehungen, vergangene musikalische Entwicklungen. Doch macht eine Zeile deutlich, dass die heutige Band Juli nur noch wenig mit ihrer alten Version zu tun hat. "Bevor ich jetzt gehe zwei Finger breit, auf unser altes Wir, auf 2004", heißt es im Text. Ein Abschluss mit dem Alten und ein Aufbruch zu der neu geschaffenen "Insel", auf der Juli jetzt als Band ihr musikalisches Dasein verbringen.

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