Zum Tode von David Crosby Pure Freude an der Musik

Düsseldorf · Der Sänger, Gitarrist und Komponist David Crosby ist mit 81 Jahren gestorben. Gerade in den letzten Jahren fand er noch einmal zu ungeahnter Produktivität.

 David Crosby wurde mit seinen Bands gleich zwei Mal in die „Rock and Roll Hall of Fame“ berufen.

David Crosby wurde mit seinen Bands gleich zwei Mal in die „Rock and Roll Hall of Fame“ berufen.

Foto: dpa/Diane Bondareff

Der große amerikanische Songwriter David Crosby ist tot. Seine Ehefrau Jan Dance, mit der er seit 36 Jahren verheiratet war, gab bekannt, dass er in der Nacht auf den 19. Januar nach langer Krankheit gestorben sei. Crosby wurde 81 Jahre alt und wirkte zuletzt alles andere als von Gebrechlichkeit gezeichnet. Gerade in den letzten Jahren fand er noch einmal zu ungeahnter Produktivität. Seit 2014 veröffentlichte er fünf Studioalben mit neuem Material, eines schöner als das andere. Zuletzt erschien 2021 „For Free“, benannt nach einem Song von Joni Mitchell, seiner früheren Partnerin und Weggefährtin aus dem Laurel Canyon in Kalifornien. Man sollte ihn in Erinnerung behalten mit einem Stück aus diesem Album: In „I think I“ singt er mit großem Optimismus: „Ich glaube, ich habe meinen Weg gefunden.“

Dieser Weg war wandlungsreich, selten geradeaus. Der Sänger und Gitarrist mit dem Walrossbart wurde 1941 in Los Angeles geboren. Er galt als rebellischer Jugendlicher, fand einen Halt in der Folkmusik. Bevor er 1971 sein erstes Solo-Album veröffentlichte, hatte er schon zwei Karrieren durchlebt, die sich fest in die jüngere Musikgeschichte eingeschrieben haben: 1964 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Byrds, die innerhalb kürzester Zeit eine der erfolgreichsten Folkrock-Gruppen wurden und mit Bob Dylans „Mr. Tambourine Man“ einen riesigen Hit landeten. Das Markenzeichen der frühen Byrds wurde zum Stilelement von David Crosbys Musik überhaupt: Sie begeistert und berührt zutiefst durch betörende Harmoniegesänge.

1967 wurde David Crosby bei den Byrds quasi herausgeworfen, unter anderem, weil er mit der Band Buffalo Springfield geflirtet hatte, in der Stephen Stills und Neil Young spielten. Für den Musiker war das kein Tiefpunkt, sondern der Beginn eines neuen Höhenflugs: Mit Graham Nash und Stephen Stills gründete er die Supergroup Crosby, Stills & Nash. Nach einem sehr erfolgreichen Debütalbum stieß auch noch Neil Young dazu. Zu viert spielten sie das legendäre Album „Déjà Vu“ ein, traten 1969 beim berühmten Woodstock-Festival auf und schufen eine Gemeinschaft, die trotz ewiger Streitereien zwischen den großen Musiker-Egos ein Leben lang halten, zu weiteren Alben in den 80er- und 90er-Jahren sowie zu unzähligen Live-Auftritten führen sollte.

Tiefpunkte verzeichnete David Crosby eher im persönlichen Bereich: In den 80er-Jahren verbrachte er mehrere Monate wegen Drogen- und Waffenbesitzes im Gefängnis, 1994 unterzog er sich einer Lebertransplantation. Zwanzig Jahre später erzählte er in einem Interview mit dem RollingStone verwundert: „Ich weiß nicht, warum ich noch am Leben bin, während Jimi (Hendrix) und Janis (Joplin) es nicht mehr sind.“ In dem langen Leben, das ihm vergönnt war, ist die schönste Musik immer zusammen mit Partnerinnen und Partnern entstanden, mit denen Crosby stimmlich harmonierte: Dazu gehörte immer wieder Graham Nash, auf den letzten Alben war es aber auch sein Sohn James Raymond, war es die Lighthouse Band aus Becca Stevens, Michelle Willis und Michael League. Sie werden gewiss sein Erbe hochhalten.

Der Kitt, der sie zusammengehalten habe, sei die Musik gewesen, schrieb Bandkollege Stephen Stills auf Facebook: Crosby habe eine „geradezu geniale“ harmonische Sensibilität gehabt. „Er war ohne Frage ein Gigant von einem Musiker“. Auch Graham Nash bekundete in den sozialen Netzwerken seine Trauer. Zwar sei ihre Beziehung manchmal „flatterhaft“ gewesen, schrieb er. „Aber was für David und mich immer mehr als alles andere zählte, war die pure Freude an der Musik, die wir zusammen geschaffen haben, der Sound, den wir zusammen entdeckt haben und die tiefe Freundschaft, die wir über all diese langen Jahre geteilt haben“.

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