"A Reality Tour" startete in Hamburg David Bowies Tourauftakt: Weiß und frostig

Hamburg (rpo). Der Tourauftakt war weiß und frostig: "A Reality Tour" von David Bowie startete in Hamburg. Der Star spielte sich mit Leichtigkeit und Freude durch ein Repertoire von 26 Studioalben.

David Bowie kündigt sich virtuell an: Die digitale Projektionsfläche über der Bühne zeigt eine Musik-Band als Zeichentrick-Animation. Aus den fließenden Computer-Darstellungen schälen sich nach und nach echte Aufnahmen der Musiker. Die Metamorphose ist gelungen: Einen kurzen Augenblick später steht David Bowie auf der Bühne der Hamburger Color Line Arena. Seine Welt- Tournee "A Reality Tour" ist in Deutschland angekommen.

Bowie empfängt die Zuschauer mit seiner Single "New Killer Star", dem Lied über sein Zuhause in Manhattan nach den Anschlägen vom 11. September 2001. Das Stück kommt rockig rüber, wirkt aber, als sei es mit morgendlichem New Yorker Raureif bedeckt. Auch das Willkommen in der Halle ist an diesem Abend eher kühl: Am Bühnenrand hängen als Deko kopfüber weiße Baumgerippe, getaucht in frostig weißes Scheinwerferlicht, und hinter der Band verwandelt sich die Digitalfläche in einen riesigen roten Leuchtbalken.

"China Girl" lässt Zuhörer auftauen

Mit dem vierten Song, dem Klassiker "China Girl", tauen die Zuschauer auf. Bowie bekennt mit seinem wunderbaren britischen Akzent: "We Haven't Slept Very Much, We Are So Tired", um danach mit "Under Pressure" sich selbst Lügen zu strafen. Zwischendurch fragt er immer wieder: "What Shall We Do Now?", spielt ein Stück der Britpopper Blur an, flirtet flüsternd mit dem Publikum der ganzen rechten Hallen-Loge und bittet, das Licht anzumachen, damit er alle sehen kann. Nach eineinhalb Stunden stehen die Leute im Halbrund der Halle von ihren Sitzen auf und tanzen zu "We Could Be Heroes".

Bowie spielt sich mit Leichtigkeit und Freude durch ein Repertoire von 26 Studioalben und es wirkt, als sei der 56-Jährige schon immer freundlich, zuvorkommend und ein von Ruhe beseelter Mensch gewesen. Eine Spur von Bowies Exzentrik und der Drogenexzesse vergangener Tage blitzt auf, als er mitten in einem Satz demonstrativ für Sekunden in wahnsinniges Gelächter ausbricht. Bowie manövriert das Publikum spielerisch zwischen Beklemmung und Begeisterung. Die kraftvoll kühlen Songs des neuen Albums und die Neon-Irrlichter in der Halle sind die eine Realität - Bowies menschliche Kommentare ("We gonna get loud and nasty") die andere.

Als Zugaben bringt David Bowie noch eine Hand voll Songs seines neuen Albums "Reality". Danach streut er mit "Changes" und "Lets Dance" lässig Musikgeschichte in die Halle. Bei "Stardust" wechselt die Lichtshow von kühlem weiß und blau endlich zu knallbunt - und die Leute tanzen zum zweiten Mal an diesem Abend. Nach zweieinhalb Stunden ist die Show vorbei, und Bowie ist es mal wieder gelungen, magischen Sternenstaub ("Stardust") zu verstreuen. Zufrieden, fast glücklich ist das Publikum, von Euphorie aber keine Spur. Vielleicht weil es älter wird, wie ein Fan mutmaßt.

(Die Tourneedaten: 18.10. Frankfurt, 26.10. Stuttgart, 27.10. München, 31.10. Köln, 1.11. Hannover, 3.11. Berlin)

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