Konzert in Düsseldorf Warum Cro mit seiner Hose kämpfen musste

Düsseldorf · Rund 3000 Fans feiern Cro auf seinem Konzert in Düsseldorf. Doch der kämpft zu Beginn seiner Show erst einmal mit seiner Hose. Generell ist der Auftritt eher unruhig als durchgeplant, die Fans scheint das nicht zu stören. Solange bis der Sanitäter kommen muss.

Rapper: Das ist Cro
13 Bilder

Das ist Cro

13 Bilder

Carola steht etwas weiter hinten im vorderen Innenraum der Mitsubishi Electric Halle. Ein Haufen dicker Jacken liegt vor ihr. „Die gehören meinen Mädels“, erzählt sie und zeigt gleichzeitig mit ihrer Hand Richtung Bühnengraben. Da drüben nämlich stehe ihre zwölfjährige Tochter zusammen mit ihren beiden Freundinnen und den etwa 800 anderen meist weiblichen jungen Fans im Pulk, erklärt sie und lacht. Währenddessen stellt ein Bühnen-Mitarbeiter vier nackte Frauenbeine einer Schaufensterpuppe in die Mitte des kurzen Bühnenstegs. Im Hüftbereich scheinen die beiden Beinpaare zusammengetackert zu sein. Darauf steht ein kleines Mischpult. Der Anblick ist verstörend. Die Teenies stört das nicht. Sie rufen „Carlo, Carlo, Carlo“.

Als dann einige Minuten später der Hauptprotagonist des heutigen Abends, Carlo Waibel alias Cro, cool auf die Bühne schlurft und es bis zu seiner fragwürdigen Mischpult-Konstruktion schafft, rasten seine Fans vollkommen aus. Jubel, Jubel-Geschrei, Cro-Fans. In etwa so kann die Lautstärke, die die Teenager fabrizieren, in einer Steigerungs-Formel ausgedrückt werden. Einige Väter und Mütter halten sich die Ohren zu und staunen über die gewaltige Menge an Smartphone-Kameras, durch die sich ihr Nachwuchs den Konzertauftakt anschaut. Cro sagt dazu nur eins: „Hey Kids“. Dabei dreht er ein bisschen an den Reglern seines Mischpults und singt schließlich „Okay, Baby hör mir zu / Ich wache auf und du bist nicht hier / Denn es war alles ein Traum“.

Ein Albtraum dagegen ist, dass Cro zu Beginn seiner Show nicht aufhören kann, über das Rutschen seiner Hose zu sprechen. „Ey, meine Hose rutscht“, sagt er, und es könne sein, dass er bald ohne Hose dastehe, glaubt er.

Seine Gefolgschaft heute Abend schreit ekstatisch „Carlo, Carlo, Carlo“. Morgen früh bei Müsli und Kakao wird ihr das Schreien wohl im Halse stecken bleiben. Gut ist: Irgendwo hinter der Bühne findet Cro dann doch noch einen Gürtel. Sowieso verschwindet der Mann mit der weißen Maske, die heute futuristischer und schnittiger denn je aussieht, auffällig oft. Erst sei ihm zu warm, dann habe er Durst oder müsse auf die Toilette.

Man weiß nicht so recht, ob das Ganze Hin und Her Cros Teil der Inszenierung ist, oder ob er diese Ruhephasen einfach braucht. Die Show jedenfalls wird und wirkt dadurch unruhig und ohne wirkliches Konzept. Den insgesamt etwa 3000 Fans in der Halle ist das egal, sie singen „Denn mein Chick is so bad, so bad, so bad“, bis der Sanitäter kommen muss. Denn einige junge Mädchen in den ersten Reihen kippen um. „Wie geht’s euch, Düsseldorf?“ fällt Cro dazu ein, während die eine oder andere Zwölfjährige bewusstlos vom Sicherheits-Personal aus dem Gedränge gezogen wird.

Überhaupt fragt man sich, welchen Blick Carlo Waibel auf seine weiblichen Fans hat, spricht er doch nicht nur von „Chicks“ in seinen Songs, sondern haut auch Sätze wie „Kommt Mädchen, macht mal!“ zwischen den Nummern raus. Am Ende ist das einfach ein bisschen zu viel „Baby“. Selbst der Höhepunkt der Show, das Lied „Lange her“, lässt Raum für Zweideutigkeit, rennt Cro doch während des Songs auf der Bühne ungehalten einer Ballett-Tänzerin hinterher. Seine Worte „Ich schau hoch zu deinem Fenster, wo das Licht an ist / Geh auf und ab, als wenn ich wahnsinnig wär'“ und die „Verfolgungsjagd“ hinterlassen ein Geschmäckle. Mindestens.

Trotzdem: Cro, seine Person bleibt ein Phänomen und seine seichten Pop-Rap-Stücke, sie bleiben im Ohr. Lange.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort