Neues Album "Ghost Stories" Coldplay im Trennungsschmerz

London · Chris Martin trauert auf dem neuen Album der Band, das "Ghost Stories" heißt, seiner Ex nach, der Schauspielerin Gwyneth Paltrow.

Coldplay rocken in Düsseldorf
14 Bilder

Coldplay rocken in Düsseldorf

14 Bilder

Trennungen sind schmerzhaft - und für Künstler oft produktiv. Bob Dylan hat es mit "Blood On The Tracks" getan, Amy Winehouse mit "Frank" und der deutsche Songwriter Tom Liwa gleich mit einer Trilogie, die ihren Höhepunkt im genialen "Goldrausch" fand: All diese Musiker haben das Genre des Trennungsalbums bedient. Die britische Band Coldplay reiht sich jetzt ein mit "Ghost Stories", der sechsten Platte in ihrer steilen Karriere.

Im März wurde das Beziehungs-Ende von Coldplay-Sänger Chris Martin und Schauspielerin Gwyneth Paltrow offiziell. Die Zeit des Abschieds von der über zehn Jahre währenden Liebe muss lange zuvor begonnen haben, denn alle neun Songs durchweht das Thema - meist kaum oder gar nicht verschlüsselt, in einfachen Bildern. In "Another's Arms" erinnert sich der Sänger an die Abende Arm in Arm vor dem Fernseher. In "True Love" fleht er: "Sag mir, dass du mich liebst. Und wenn nicht, lügst du."

Am zerbrechlichsten klingt Chris Martins Falsett, wenn er in "Midnight" seine Seele in der Dunkelheit vor dem Morgengrauen verortet und bittet: "Lass das Licht an." Seine Stimme ist durch den Vocoder geschickt, singt mit sich selbst wie ein Roboterchor.

Schon für das Vorgänger-Album hatten sich Coldplay Reduktion vorgenommen, sie wollten wieder zurück zu akustischer Musik finden. "Mylo Xyloto" wurde bombastischer als je zuvor - und ein Riesenerfolg. Das Experiment mit elektronischen Sounds und sphärischen Klangflächen kann die Band auch auf "Ghost Stories" nicht lassen. Statt Brian Eno sind dafür geniale Tüftler wie Timbaland, Jon Hopkins und Avicii am Werk. Letzterer bläst das von Martins Klavier getragene "A Sky Full Of Stars" zu Kirmes-Techno auf - was dem Song sogar zu Gesicht steht. Am berührendsten ist die Platte mit den leeren Engelsflügeln jedoch dort, wo wirklich Reduktion geübt wurde: "Magic" gerät allein durch ein Bassmotiv Guy Berrymans, schmatzende Beats und eine trotz allem optimistische Gesangsmelodie ins Schweben. Und wer Chris Martin im abschließenden "O" zu einem kreisenden Klaviermotiv einen Schwarm Vögel beobachten hört, darf ruhig Tränen in den Augen haben: Alles, auch die Liebe ist vergänglich.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort