Neues Album "Femme Fatale" Britney Spears - die Seifenoper geht weiter

Düsseldorf (RP). Seit zwölf Jahren muss die Sängerin als Projektionsfläche für allerlei menschliche Regungen herhalten: Voyeurismus, Sensationsgier, Bewunderung, Verachtung. Erst hatte sie alles, dann nichts, und nun versucht sie mit einen neuem Album ein Comeback. Die Soap geht weiter.

Britney Spears als "Femme Fatale"
10 Bilder

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Es ist ein Leben, das für einen normalen Menschen jenseits jeder Vorstellungskraft liegt. Ein Leben, das sich in der Öffentlichkeit abspielt, das keine Tabus kennt, keine Geheimnisse, das alles, was gemeinhin als privat gilt, nach außen kehrt. Wenn Britney Spears, 29, das Haus verlässt, löst sie Tumulte aus. Die vor ihrem Haus wartenden Paparazzi stürzen sich auf sie, sie verschwindet fast hinter dem flimmernden Film aus Blitzlichtern. Den Kopf gesenkt steigt sie in ein Auto und fährt irgendwo hin. Wahrscheinlich wartet an diesem Ort die andere Hälfte der Pressemeute. Vor ihr ist sie nirgends sicher.

Es sind Bilder, die Mitleid erregen, aber sie sind auch das Ergebnis einer konsequent geplanten Karriere, die schon begann, als Britney Spears noch ein Kind war. Geboren in einem Kaff in Mississippi und aufgewachsen in einem Kaff in Louisiana, trat sie schon im Grundschulalter in Werbespots und bei Talentwettbewerben auf. Alles natürlich, weil sie das unbedingt wollte, wie ihre Mutter Lynne Spears immer wieder betont. Das kleine Mädchen hat Talent, bei Shows wie "Star Search", einer US-Variante von "Deutschland sucht den Superstar", zeigt sie schon mit sechs Jahren keinerlei Lampenfieber. Routiniert bewegt sich Britney auf der Bühne, sie beherrscht sogar schon damals diese lolitahaften Gesten, die später ihre Weltkarriere begründen sollten.

Auf Anhieb ein Männertraum

Die finanziell angeschlagene Familie Spears setzt nun voll auf die Tochter. Als sie neun ist, zieht ihre Mutter mit ihr nach New York, weil sie eine Rolle in einem Musical bekommen hat. Als Teenie wird Britney Moderatorin in der Disney- Show "Mickey Mouse Club", ihre Kollegen heißen Justin Timberlake und Christina Aguilera. Mit 17 schließlich erscheint Britneys Debütsingle "... Baby One More Time" — und von diesem Tag an wird sie Eigentum der Öffentlichkeit. Die Single schießt in dutzenden Ländern auf Platz eins, das Video, eine durchsexualisierte Schulmädchen- Show mit Unschuldsblick, macht sie auf einen Schlag zum Männertraum.

Es ist weniger die harmlose Popmusik, mit der sich dieser grandiose Erfolg erklären lässt, es ist das Konzept Britney, auf das alle Welt gewartet zu haben scheint. Kleine Mädchen wollten sein wie sie, brave Eltern erfreuten sich an ihrem damals propagierten Keuschheitsgelöbnis, Männer wollten die ersten sein, die es brechen. Das kleine blonde Mädchen war Amerikas Sweetheart, und das ganze Land, die ganze Welt wollte nun zusehen, wie es weitergeht. Ob sie dem Druck standhält, ob sie wirklich so jungfräulich ist, wie sie tut, ob sie wirklich Drogen und Alkohol verabscheut und ob sie wirklich niemanden so verehrt wie den lieben Gott.

Amerikas Sweetheart scheitert

Britney, ein unbedarft wirkendes Mädchen, das von klein auf gelernt hatte, zu tun, was man ihm sagt, scheiterte wenig überraschend an diesen Erwartungen. Zeitweise schien es, als hätten Manager, Fans und Journalisten Wetten darauf abgeschlossen, wann sie endlich verrucht wird, es war ein zynisches Spiel. Genauso extrem, wie sie zuvor die Unschuldige gemimt hatte, gab sie nun den männermordenden Vamp. Ihre Videos wurden zu Stöhn-Orgien, ihre Kleider denkbar knapp, und es häuften sich Bilder, die sie betrunken und mit Kippe in der Hand zeigten.

Sie hatte Männergeschichten, ließ sich schließlich auf den mittellosen Tänzer Kevin Federline ein, bekam zwei Kinder, zeigte sich ohne Unterwäsche. Die gespielte Empörung war groß, und der kommerzielle Erfolg ließ langsam nach. Der große Absturz stand bevor, und wieder war alleWelt dabei, geiferte, wartete auf den ersten Schock-Schnappschuss. Der kam im Februar 2007, als Britney sich den Kopf kahl rasierte, verwirrt in die Kameras blickte und wenig später in der Psychiatrie landete.

Obwohl auf kaum einen Menschen so viel Kameras gerichtet waren, war sie allein. Ihr inzwischen von ihr geschiedener Mann bekam das Sorgerecht, ihr Vater wurde ihr Vormund und verwaltet bis heute ihr Vermögen von mehreren hundert Millionen Dollar. Musikalisch kam sie 2008 mit dem gefeierten Album "Blackout" wieder auf die Beine, privat pendelte sie zwischen Villa und Nervenklinik. "Ich bin ein normaler Mensch mit Schwächen. Ich wünschte, die Leute würden das akzeptieren", sagte sie immer wieder schluchzend, es zog sich wie ein Mantra durch ihre Interviews seit Beginn ihrer Karriere. Doch nun lässt sie sich wieder auf den Zirkus ein, ihr siebtes Album "Femme Fatale" ist schon jetzt ein Kassenschlager. Ob sie den Druck aushält, weiß keiner. Sicher ist: Falls sie wieder zusammenbricht, wird die ganze Welt dabei sein.

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