Singer/Songwriter Rumer Britisches Stimmwunder stürmt die Charts

Düsseldorf (RPO). Nach Amy Winehouse, Duffy und Adele sorgt ein weiteres Stimmwunder aus Großbritannien für Furore: Die 31jährige Sängerin Rumer hat auf der Insel mit ihrer Single "Slow" bereits die Hitparaden gestürmt. Jetzt bringt sie ihr Debütalbum auch in Deutschland heraus.

Rumer ist Britanniens neues Goldkehlchen
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Jools Holland liebt sie, Elton John lobt sie und Burt Bacharach ließ sie einfliegen, um Songs mit ihr zu schreiben. Rumer ist das neue britische Stimmen-Fräuleinwunder. In Großbritannien ist sie bereits ein Star. Ihre erste Single "Slow" schaffte es auf Anhieb in die Top 20, das Album "Seasons of my Soul" liegt auf Platz drei. Seit Freitag ist die Platte auch in Deutschland auf dem Markt.

Die elf jazzig angehauchten Songs wechseln zwischen Melancholie und ausgelassener Heiterkeit. Über allem steht die einzigartige Stimme der Sängerin, die fast alle Lieder selbst geschrieben hat - und dabei ihre eigenen Vorstellungen vopn Musik umsetzte: "Ich habe mich nie dafür interessiert, was gerade Mode oder wer gerade populär war. Alles was ich wollte, war, etwas mit Qualität zu machen, etwas, das dem Lauf der Zeit standhalten würde, etwas, zu dem die Menschen immer wieder zurückkehren und das seine Wurzeln im Authentischen hat."

In den Liedern erzählt die britische Songwriterin von ihrer eigenen Geschichte. Das gilt auch führ ihren ersten Hit "Slow": "Es ist ein Liebeslied", beschreibt Rumer den Song. "Allerdings geht es um eine unerwiderte Liebe, und der Refrain hat so ein bisschen die Funktion wie der Chor in einem griechischen Drama. Er erinnert daran, dass man sich dem Gefühl der Liebe nicht zu schnell und unbedacht hingeben soll."

Rumer weiß, wovon sie spricht beziehungsweise singt. Ihre Kindheit verbrachte die heute 31-Jährige als siebtes Kind eines britischen Paares in der Nähe von Islamabad in Pakistan. Relativ isoliert wuchs sie ein paar Jahre in einer Auswanderer-Siedlung auf - ohne Fernsehen, ohne Zeitung und in einer Atmosphäre, in der alle Kinder der Siedlung unbändig hin und her laufen konnten. Musik war der bevorzugte Zeitvertreib der Geschwister. Mit sieben bekam Rumer, die eigentlich Sarah Joyce heißt, ihre erste Gitarre.

Bewegte Kindheit

Als die Familie zurück nach England ging, änderte sich ihr Leben grundlegend. Der Musik blieb sie jedoch treu, vor allem das für sie neue Fernsehen war ein Quelle der Inspiration: "Aber als ich begann, Songs zu schreiben, kombinierte ich das mit kinematischen, epischen Akkorden. Ich bin immer auf der Suche nach einer romantischen Melodie. Eigentlich wollte ich immer nur den Soundtrack für Hedy Lamarr schreiben, wie sie eine Wendeltreppe hinuntergeht."

Doch es dauerte nicht lange, bis die Eltern sich trennten. Ihr vermeintlicher Vater erfuhr, dass sie in Wirklichkeit die Frucht einer Affäre war, die ihre Mutter mit dem pakistanischen Koch der Familie hatte. Diese denkbar verwirrende Erkenntnis traf sie mit elf Jahren. "Mein Dad ging aber sehr sensibel damit um. Er änderte sein Verhalten mir gegenüber überhaupt nicht, obwohl das alles sehr schmerzhaft für uns alle war."

Mit 16 besuchte sie das Art College in Devon und wurde Mitglied in der Indieband La Honda. Schon damals wurden einige Medien aufmerksam, doch erkrankte ihre Mutter schwer an Brustkrebs. Rumer beschloss, in ihre Nähe zu ziehen. Dort richtete sie sich in einem Wohnwagen auf einem Schrottplatz ein und hielt sich über Wasser, indem sie Bands für lokale Clubs buchte und - trotz fehlender Qualifikation - als Dozentin für Drama im örtlichen College arbeitete.

Entdeckung im Club

Ihre Mutter starb im Jahre 2003, danach wagte Rumer einen Aufbruch. Sie ging in die Nähe von London und lebte in einer Art Kommune. In dieser Atmosphäre entstanden viele Songs, die man auf "Seasons of my Soul" hören kann. Gleichzeitig nahm sie so ziemlich jeden denkbaren Job an, von der Kellnerin über Popcorn-Verkäuferin und Friseur bis zur iPod-Technikerin im Apple-Shop.

Der Erfolg als Musikerin kam nicht automatisch, so sehr man dies angesichts ihrer Stimme auch vermuten könnte. Es dauerte rund zehn Jahre, in denen sie in jedem erreichbaren Club in London auftrat. "Man muss ziemlich tough sein", blickt Rumer zurück. "Ich wurde ständig abgelehnt und versuchte trotzdem, immer besser zu werden. Es gibt eine Menge Musiker, die aufgeben, denn man muss sich der Sache opfern."

Am Ende stand der Zufall Pate: Bei einem Open Mic-Gig im Cobden Club war der Musikproduzent Steve Brown anwesend: "Eigentlich kriegt man mich nicht in diese Shows. Ich war nur da, um meinen Sohn zu sehen," erinnert sich Brown. "Ich sah dieses nervöse Mädchen auf der Bühne stehen und befürchtete das Schlimmste. Und nach zehn Sekunden war ich wie hypnotisiert." Der Rest ist Geschichte.

(ndi/felt)
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