Daniel Barenboim Biografie wird im Jüdischen Museum präsentiert

Berlin (RPO). Der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim stellt am 26. August 2008 im Jüdischen Museum in Berlin sein neues Buch "Klang ist Leben. Die Macht der Musik" vor. Der Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper Unter den Linden blickt darin auf sein Leben als politisch engagierter Musiker zurück.

 Stardirigent Daniel Barenboim so, wie man ihn kennt. Am Freitag wurde er ins Krankenhaus gebracht und heute entlassen.

Stardirigent Daniel Barenboim so, wie man ihn kennt. Am Freitag wurde er ins Krankenhaus gebracht und heute entlassen.

Foto: AP, AP

Musik kann Grenzen überwinden. Das hat der jüdische Stardirigent Daniel Barenboim am Samstagabend eindrucksvoll gezeigt. Sein West-Eastern Divan Orchestra mit 120 jungen Musikern aus Israel, Palästina und sieben anderen arabischen Ländern spielte in der von den Nazis erbauten Berliner Waldbühne den ersten Akt aus Richard Wagners "Walküre". Der Komponist steht, weil er als Antisemit gilt, in Israel unter Aufführungsverbot. Zum Aufwärmen gab es zum Auftakt aber erst einmal Mozarts Konzert für drei Klaviere.

Barenboim, Generalmusikdirektor an der Staatsoper Unter den Linden, verband die Gegensätze zu einer harmonischen Einheit. Am Ende des zweieinhalbstündigen Konzerts, das unter Schirmherrschaft von Kanzlerin Angela Merkel stand, jubelten die rund 9.000 Besucher trotz frischer Temperaturen dem Orchester und den Solisten zu.

Der Tenor Simon O'Neill als Siegmund, die stimmgewaltige Sopranistin Waltraut Meier als Sieglinde und René Pape als ihr Ehemann machten das Drama über Ehebruch, Geschwisterinzest und enttäuschter Gastfreundschaft - trotz elektronischer Verstärkung und dem Lärm vorüberfliegender Flugzeuge - zu einem Hörerlebnis.

Die jungen Solisten Yael Kareth und Karim Said bei Mozarts Konzert für drei Klaviere kamen aus Israel und Jordanien, dazwischen saß - quasi vermittelnd - Barenboim selbst als Dritter am Flügel. Die Kommunikation gelang, auch wenn der Nachhall der Tonanlage einen Soundbrei produzierte.

"Die Musik ist unsere große Chance"

Für Barenboim ist das Orchester, das er 1999 mit dem palästinensischen Schriftsteller Edvard Said gegründet hatte, das wichtigste Projekt. Einige Wochen im Sommer kommen die Musiker, die im Leben außerhalb der Musik vielfach politische Gegner und Todfeinde sind, zusammen, um zu proben und dann auf Tournee in der ganzen Welt zu gehen.

Barenboim, der 1942 in Argentinien als Sohn russisch-jüdischer Eltern geboren wurde, geht es um Völkerverständigung, Frieden und Toleranz. "Alle meine Musiker verstoßen gegen das Gesetz in ihrer Heimat. Eigentlich dürfen sie keinen Kontakt zueinander haben und schon gar nicht in die Heimat ihrer Kollegen einreisen", sagte er in einem Interview. In dem Orchester spielten junge Christen, Juden und Muslime aus dem Nahen Osten aber in völliger Gleichheit. Das werde nur durch eine gemeinsame Klangwelt ermöglicht. "Die Musik ist unsere große Chance."

Und dass er dann auch noch mit einem Werk Wagners so einige geradezu provoziert, begründet der 65-Jährige so: "Ich liebe Wagners Musik und gerade meine israelischen Musiker haben ihn ausgewählt." Ein Teil des Erlöses des Konzerts - Karten kosteten zwischen 40 und 75 Euro - soll dem Bau eines Kammermusiksaales in Ramallah zugutekommen.

Musikphilosophisches Werk

Barenboim präsentiert seine Ansichten über Politik und Musik demnächst in einem Buch. Am (kommenden) Dienstag stellt der Musiker, der wie kaum ein anderer zu aktuellen politischen Fragen wie dem israelisch-palästinensischen Konflikt Stellung nimmt, sein musikphilosophisches Buch "Klang ist Leben. Die Macht der Musik" in Berlin vor. "Musik ist etwas, das uns hilft, die Welt zu vergessen, und Musik ist etwas, wodurch wir die Welt verstehen können", heißt eines seiner Leitmotive. Ein anderes lautet: "Musik kann zur Schärfung politischer Intelligenz beitragen."

Barenboim beschreibt in dem Band, was Musik mit ihrer Emotionalität über das Leben lehrt, spricht über ihre Gesetze und Prinzipien und erklärt, warum er das West-Eastern Divan Orchestra gründete. Das 192-seitige Buch (ISBN978-3-88680-892-2) erscheint im Siedler-Verlag und kostet 18,95 Euro.

(afp)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort