Zum Tod von Betty Davis Die Femme Fatale des Funk
Düsseldorf · Sie produzierte drei Kultalben, war ein Jahr lang mit Miles Davis verheiratet und verschwand schließlich aus der Öffentlichkeit: Nun ist die legendäre Soulsängerin Betty Davis im Alter von 76 Jahren gestorben.
Die amerikanische Funk-Musikerin Betty Davis ist gestorben, und wer sie nicht kennt, sollte sich unbedingt mit ihrem Werk und Leben beschäftigen. Man hätte sonst etwas verpasst. Davis ist eine jener faszinierenden Figuren des Pop, die zwar kein großes Publikum erreichten, aber enormen Einfluss auf den Sound ihrer Zeit hatten. Sie war einfach ein bisschen zu früh dran.
Sie wurde als Betty Mabry in North Carolina geboren, und sie schrieb bereits mit 12 erste eigene Songs. Mit 16 ging sie nach New York, modelte, und wenn sie feierte, schwirrten die Jungs mit den Noten im Kopf um sie herum: Jimi Hendrix, Carlos Santana und all die anderen. Irgendwann traf sie Miles Davis, er war 19 Jahre älter und etwas aus der Zeit gefallen. Er war Feuer und Flamme für sie, obwohl sie ihn zunächst gar nicht gemocht haben soll, und er ließ sich von ihr mit dem Sound der Gegenwart infizieren: Funk, Rock, Soul. James Brown, Hendrix, Sly & The Family Stone.
Miles Davis veröffentlichte 1968 das Album „Filles de Kilimanjaro“: Auf dem Cover war des Gesicht von Betty Fabry zu sehen, und in den Rillen lag ein neuer Klang. Miles war wieder cool: Von Betty inspiriert, begann er seine visionäre elektrische Phase, als deren Höhepunkt die Doppel-LP „Bitches Brew“ aus dem Jahr 1970 gilt. Eine Jazz-Revolution, ausgelöst von Betty. „Betty öffnete Miles die Augen“, sagte Herbie Hancock.
Betty und Miles heiraten, es ging wild her, wie man hört, er warf ihr schließlich vor, etwas mit Hendrix zu haben, und nach einem Jahr war die Ehe am Ende. Aber sie blieben einander verbunden, und Miles mahnte: Nimm deine Musik auf, veröffentliche eigene Alben. Zwischen 1973 und 75 brachte Betty Davis drei Platten heraus, von denen vor allem die mittlere, „They Say I’m Different“, ein Meisterwerk ist.
Zu hören ist eine Musik, die deutlich vom Blues geprägt wurde, die dunkel groovt, manchmal roh rockt und dann wieder edel leuchtet. Dazu faucht und stöhnt und quietscht und flüstert Betty Davis ihre Texte, in denen sie das damals gängige Frauenbild mit schwerem Hammer zertrümmert. Das ist Funk, scharf serviert, und der Sound und die selbstbewusste Art, wie Davis ihn darreichte, beeinflussten später Prince und Madonna.
In den 70ern wollte allerdings kaum jemand die Alben hören, und Betty Davis zog sich bald zurück. Immer mal wieder wird sie von einer neuen Generation entdeckt, der HipHop verdankt ihr viel. Wenn man Musikerkollegen über sie sprechen hört, beschreiben sie eine Frau, in deren Gegenwart man Lust aufs Leben bekam, aufs Da-Sein. Diesen Eindruck vermitteln auch ihre Platten. Sie war die Femme Fatale des Funk.
Betty Davis wurde 76 Jahre alt.