Anfang der 90er entwickelte die gelernte Arzthelferin, die mit Nachnamen eigentlich Zellen hieß, die Bühnenfigur Andrea Berg: eine Mischung aus Femme fatale und bester Freundin. Sie tritt auf in knappen Leder-Kleidchen, Strapsen und knallrot gefärbter Mähne.

Was sie singt, ist hingegen völlig jugendfrei. Es sind seichte Verse wie: "Das kann kein Zufall sein, du knallst in mein Leben rein." Oder: "Lieber Gott, das darf doch nicht sein, was hier geschieht, ist schrecklich gemein." Unterlegt ist das mit einem Keyboard-Teppich, für den neuerdings Dieter Bohlen verantwortlich ist. Musik, die jedes Publikum unfallfrei mitklatschen kann.

Wer mit Schlagern nichts anfangen kann, steht dem Phänomen Andrea Berg eher ratlos gegenüber — aber Millionen Deutschen scheint sie aus dem Herzen zu sprechen. "Emotional, lebensnah und authentisch", nennen ihre Anhänger sie im Internet. Und immer wieder heißt es: Die ist echt. Sie selbst erklärt sich ihren Erfolg so: "Ich erzähle vom Leben und den täglichen Abenteuern."

Die Schlagerkönigin provoziert. Andrea Berg wird in den Kommentaren zu ihren Internet-Videos oft und wüst beschimpft. Auch in der Musikbranche ist sie nicht allen geheuer: Als sie vor einigen Jahren mal wieder den Branchenpreis Echo erhielt, wurde ihr Auftritt im Fernsehen herausgeschnitten. Die Zuschauer sahen stattdessen Werbung.

Im Stillen dürfte ihr die Musikwirtschaft dankbar sein. Ihre Alben erreichen zuverlässig hohe Verkaufszahlen. Und das in Zeiten, in denen der Tonträgermarkt flächendeckend eingebrochen ist.

Andrea Berg pflegt ihr bodenständiges Image. Ist sie wirklich so? Das behält sie für sich. Über Persönliches redet sie kaum. Bekannt ist: Sie lebt mit ihrem Ehemann, dem Spielerberater Uli Ferber, und einer Tochter im baden-württembergischen Dorf Aspach. In Stuttgart startet sie heute ihre Tour. Gebucht sind nur die größten Hallen.