Konzert in der Mitsubishi-Halle Alice Cooper rockt Düsseldorf mit „Poison“

Düsseldorf · Der 74-Jährige nimmt die Besucher bei seinem Konzert in Düsseldorf mit Rocksongs mit in eine musikalische Geisterbahn. Neben dem Sänger hat es vor allem ein Bandmitglied dem Publikum angetan.

 Alice Cooper ist derzeit auf Europa-Tour.

Alice Cooper ist derzeit auf Europa-Tour.

Foto: dpa/Uli Deck

Schöner gruselt keiner. Eine schwarze Silhouette hebt sich vor der durch orangefarben flackernde Fackeln beleuchteten Burgruine ab. Vier Elektro-Kronleuchter hängen über der Figur, die sich gleich umdrehen, den Rhythmus stampfen und das Stöckchen heben wird: Alice Cooper ist der Fürst, und er hat den Rock mitgebracht. Den guten, 30, 40 Jahre gereift, und er wird ausgeschenkt an ein Publikum, das nach langer Konzertpause genießen will.

Der Bass dröhnt, Gitarren flirren, das Schlagzeug (das an diesem Abend besonders viel Rampenlicht bekommt) wummert, und Tausende Hände nehmen den Beat klatschend auf. Und mittendrin steht ein Taktgeber, der mit 74 Jahren so überirdisch viel Energie verströmt, dass es mit dem Leibhaftigen zugehen muss.

In der Düsseldorfer Mitsubishi-Halle, die angesichts der Schlange, die vor dem Konzert bis zur nahen S-Bahn-Station reichte, beim Konzert überraschend spärlich gefüllt war, fallen Songs wie „No More Mr. Nice Guy“, „Poison“ und „Feed My Frankenstein“ auf fruchtbaren Boden. Es wird mitgesungen, Jubel vor allem bei den Hits aus den 70ern. Die etwas angestaubte Rummel-Show mit Guillotinen und Geisterbräuten, kunstblutbefleckten Hemden und aufblasbaren Horrorfiguren auf der Bühne würde man manchmal gerne überspringen, wäre da nicht ein so engagierter Hauptdarsteller.

Alice Cooper krächzt, tänzelt und humpelt absichtlich, wirbelt so dandyhaft den Degen und stolziert so übertrieben sympathisch, dass er es immer wieder schafft, seiner virtuosen Band die Schau zu stehlen. Dabei ist vor allem Gitarristin Nita Strauss ein Star des Abends. Die 35-Jährige lässt bei ihren brillanten Soli ihre langen, blonden Haare fliegen, wirbelt ihr Instrument um sich und weist den geschminkten Zylinderträger in seine Schranken.

Der verlässt immer wieder die Bühne, einerseits, um Kostümwechsel in der aufwendigen Monsterschau zu vollziehen, andererseits, um übergangsweise den Gitarristen Tommy Henriksen und Ryan Roxie, dem Bassisten Chuck Garric und Drummer Glen Sobel Raum zu schaffen. Sobel, der vor dem „Black Widow Jam“ seinen großen Auftritt hat, ertrommelt sich in einem Drum-Solo Respekt, der viele im Publikum das Handy zum Filmen zücken lässt.

Am Ende dann – passender könnte es mit dem nahenden Ferienbeginn in NRW kaum sein – ein Luftballon- und Glitzerregen zu „School’s Out“, dessen Worte „No more teachers, dirty looks“ sich im Konzert nahtlos an Zeilen aus „Another Brick in The Wall“ von Pink Floyd fügen, die die Fans sofort mitsingen. In schneeweißem Frack und ebensolchem Zylinder lässt der Fürst noch einmal kunstvoll den Stab kreisen, um ohne Zugabe, aber immer noch federnden Schrittes die Bühne zu verlassen. Als das Licht angeht, schaut man in breit grinsende Gesichter.

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