CD-Kritik Aerosmith: Honkin' On Bobo
Wenn Aerosmith den Blues spielen, kramt man unwillkürlich Erinnerungen an die 60er Jahre hervor. Denn auf ihrem Album "Honkin' On Bobo" (etwa: "Auf dem letzten Loch pfeifen") spielen die Mannen um Steven Tyler und Joe Perry jene Standards, die Bands wie Animals, Cream und Rolling Stones in Rock transformierten.
"Road Runner" könnte man direkt mit der Animals-Version vergleichen, "You Gotta Move" mit den Stones, "Stop Messin Around" mit den frühen Fleetwood Mac. Auch von "Shame, Shame, Shame", "I'm Ready" und "Baby, Please Don't Go" gibt es Bearbeitungen aus jenen wilden Jahren. Neu ist lediglich "The Grind", eine typische Aerosmith-Ballade.
Besser ist aber, was die Band mit ihrem Rock-Kulturerbe anstellen: Handgemachte Musik ohne technischen Bombast, frisch und wild in die Verstärker gehauen. Genau das Material, das zur Abrundung eines Aersomith-Konzerts fehlte. Und wenn Jungs wie Franz Ferdinand Musik machen wollen, zu denen die Mädchen tanzen wollen: So geht's! Auch Rockmusik ist keine Frage des Alters mehr; es ist eine Einstellung.
Von Uwe Käding