30 Jahre nach der Trennung der Band Abba bekommt ein eigenes Museum

Stockholm · Drei Jahrzehnte nach ihrer Trennung hat die legendäre schwedische Popgruppe Abba seit Dienstag ein eigenes Museum. Für viele Fans war die Eröffnung des hellen Holzgebäudes in Stockholm ein magischer Moment.

Abba ist jetzt im Museum
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In den Charts zählte die schwedische Band Abba ebenso zu den Spitzenreitern wie beim Geldverdienen. Zumindest an letzterem hat sich bis heute nichts geändert. Rund 400 Millionen Tonträger verkaufte das Pop-Quartett, dazu sahen mehr als 50 Millionen Menschen das Musical "Mamma Mia" — Abba ist auch mehr als 30 Jahre nach dem letzten Auftritt der Band eine Erfolgsgeschichte.

Wer kann es sich schon leisten, eine Milliarde Dollar für eine Wiedervereinigungs-Tour abzulehnen? So wird die Investition von "einigen Millionen Euro" für das erste Abba-Museum im Stockholmer Stadtteil Djurgarden den Ex-Abba-Komponisten Björn Ulvaeus erstens nicht vor große Probleme gestellt haben und sich zweitens wahrscheinlich schnell rentieren. In den ersten Wochen sind alle Tickets für das Museum, das heute eröffnet, ausverkauft.

Der 68-jährige Ulvaeus hat wohl auch die Chance ergriffen, sich noch zu Lebzeiten ein Denkmal zu errichten. Als einziger Vertreter der Band hat er aktiv an der Gestaltung des 5000 Quadratmeter großen Museums mitgewirkt. Seine musikalischen Weggefährten sollen der musealen Idee eher skeptisch gegenüber gestanden haben.

Und so unterstützen Benny Andersson (66), Agnetha Fältskog (63) und Anni-Frid Lyngstad (67) das Projekt eher verhalten. Immerhin sind Lyngstad und Andersson zu einer Einweihungsparty und der offiziellen Eröffnung erschienen, während Agnetha Fältskog lieber in London ihr neues Solo-Album vorstellt.

Eine Zeitreise in die 70er

Begrüßt werden die Museumsbesucher im Foyer von zwei historischen Limousinen, den Tournee-Fahrzeugen der Hootenanny Singers und der Hep Stars. In diesen Bands begann die Karriere von Ulvaeus und Andersson.

Anfangs noch einigermaßen erfolglos, brachte ihr Zusammenschluss zu Abba mit den Sängerinnen Fältskog und Lyngstad schnell den internationalen Durchbruch. Das Museum versucht, einerseits diese Ausnahmekarriere nachzuzeichnen, andererseits aber auch die Besucher mitzunehmen auf eine Zeitreise in die 70er und vertraut zu machen mit dem speziellen Abba-Charme. Ein Teil der Stücke ist schon mit einer Wanderausstellung unterwegs gewesen.

Zum Abba-Kosmos gehört neben schrillen Kleidern, enormen Plateauschuhen und Accessoires wie dem roten Telefon aus dem Song "Ring-Ring" natürlich: Musik. Viel Musik. Getanzt werden darf etwa zum Hit "Dancing Queen", dazu lassen sich virtuell die originalen Kostüme probieren.

Überhaupt spielt die Ausstellung mit modernster Technik. So dürfen sich die Besucher beispielsweise als fünftes Mitglied von Abba fühlen und mitsingen — auf einer Bühne umgeben von den Original-Musikern als lebensgroße, dreidimensionale Hologramm-Figuren.

Wer wissen will, wieso Welthits wie "Waterloo" über "SOS" bis "Money, Money, Money" so gut funktionierten, kann als Produzent versuchen, den typischen Abba-Sound selbst zusammenzumischen. Passend dazu wird auch das berühmte, aber zeitweilig aus Stockholm verschwundene Polar-Studio zumindest in Teilen wieder ausgestellt.

Definitive Absage

Kuratorin Ingmarie Halling fand das Mixerpult "im Internet" und sagte, dass sie in Deutschland dafür 7000 Euro bezahlen musste. Auch die Bühne in Brighton, auf der Abba mit "Waterloo" 1974 den Eurovision Song Contest gewannen und weltweit bekannt wurden, existiert in der Schau als Nachbau. Sogar eine von Sängerin Anni-Frid genutzte Küche ist zu sehen — so viel zum Thema Lebensgefühl.

"Im Museum wird mit Wärme und Humor die Geschichte erzählt, wie vier junge Leute zufällig zusammengekommen sind und diese Gruppe gebildet haben", sagte Ulvaeus in Stockholm zum Konzept. Das knappe Jahrzehnt mit den Abba-Welterfolgen seien "bestimmt die kreativsten Jahre" seines Lebens gewesen, betonte er. Die glücklichsten waren es allerdings nicht, so Ulvaeus weiter.

Vor dem Hintergrund ist es eher verständlich, dass das Kapitel Abba für ihn endgültig abgeschlossen ist. Agnetha Fältskog hatte in Interviews zuletzt leise Hoffnungen geweckt, dass die Band es vielleicht doch noch mal gemeinsam wagen könnte. Nicht so Björn Ulvaeus. Sein Kommentar zum Thema Comeback war knapp und unmissverständlich. "Es wird keine Wiedervereinigung geben."

(RP/csr/jco/csi)
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