Fünf Alben für die Ewigkeit Wie The Police zur größten Band der Welt wurde

Sie mischten Punk, Reggae, Rock und Jazz: Sting, Stewart Copeland und Andy Summers waren einander in Abneigung verbunden. Dennoch schufen sie in nur sieben Jahren einen fabelhaften Songkatalog.

 Lieferten sich Faustkämpfe hinter der Bühne: Stewart Copeland, Sting und Andy Summers.

Lieferten sich Faustkämpfe hinter der Bühne: Stewart Copeland, Sting und Andy Summers.

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Wer sich durch diese alten Platten hört, wird direkt denken, was für eine tolle Band das doch gewesen ist. So raffinierte Songs, dabei schlank und effektiv. Zugleich improvisiert und doch strukturiert und präzise. Vital und wendungsreich, so anregend. Man hört den Liedern gar nicht an, dass viele davon aus dem Streit heraus entstanden sind, aus Anspannung und Genervtheit.

The Police hatten nur sieben Jahre kreative Jahre miteinander, und in dieser kurzen Zeit erreichten sie das Maximum: Fünf Alben, von denen sich jedes neue besser verkaufte als das davor. Welttourneen, die immer größer wurden. Als sie auseinandergingen, waren sie die größte Rockband der Welt.

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Der Mythos sagt, dass sich Stewart Copeland und Sting 1976 in einem Jazz-Club in Newcastle begegneten. Sting schleppte seinen Körper tagsüber zwar in die katholische Schule, in der er als Lehrer arbeitete, aber im Kopf hatte er nur Musik. Die beiden gründeten mit dem Gitarristen Henry Padovani die Band The Police und veröffentlichten bei einem kleinen Label die Single „Fall Out“. Bald stieß Andy Summers dazu, und weil der neue Sound der Gruppe nicht mehr zu den Wurzeln passte, die im Punk gründeten, verließ Padovani The Police.

Von heute aus betrachtet schräg, aber dabei ganz und gar großartig ist übrigens die Verbundenheit der frühen Police mit dem deutschen Synthesizer-Professor Eberhard Schoener, der später unter anderem für TV-Serien wie „Derrick“ und „Der Alte“ komponierte. Bei Youtube gibt es einen Clip aus dem Sommer 1978, der einen TV-Auftritt von Schoener mit der Band dokumentiert. Schoener steht ganz in Weiß vor einem Keyboard, das ein wenig nach Raumschiff aussieht. Sting verliert sich in sphärischen Klagegesängen, und ein Kommentator bei Youtube schreibt, man merke Sting an, dass er in diesem Moment gehofft habe, die Police-Platten mögen sich gut verkaufen, damit er von dieser Musik-Folter erlöst werde. Sollte das wirklich Stings Wunsch gewesen sein, ging er sehr bald in Erfüllung.

Im November 1978 erschien nämlich die Debüt-LP „Outlandos d’Amour“, und die war direkt eine Ansage: „So Lonely“, „Roxanne“, „Can’t Stand Losing You“. The Police waren von Beginn an voll da. Bass, Gitarre, Drums. Das Faszinierende an dieser Gruppe ist, wie sie aus disparaten Quellen schöpfte und daraus einen massentauglichen Sound arrangierte, der indes nicht nach Massenkonfektion klang. Sie verband Reggae, Punk, Ska und immer stärker auch Jazz, und sie baute smarte Rocksongs mit einem Twist.

Das war kein Trio, das aus Schulfreunden oder Studienkollegen bestand. Da arbeiteten drei grundverschiedene, vom Zufall vereinte Persönlichkeiten zusammen: der ernste, nachdenkliche und bei allem Respekt bisweilen etwas humorlos wirkende Sting am Bass. Der redselige und extrovertierte Schlagzeuger Stewart Copeland. Und der zehn Jahre ältere Gitarren-Nerd Andy Summers. Sie kämpften um jeden Akkordwechsel, kriegten sich über jede ihrer vielen Synkopen in die Wolle. Es soll sogar zu Handgreiflichkeiten gekommen sein. Sting bezeichnete die Band in einem Interview als „Hühnerhaufen“.

 Die Stimmung in der Gruppe kühlte immer stärker ab, während die Zuneigung des Publikums wuchs. „Wir waren nie eine Gang“, sagte Sting mal. In seiner 352 Seiten langen Autobiografie widmete er seiner Band genau so viele Seiten: zwei. „Bei Konzerten konnten wir in Liebe baden“, sagte Stewart Copeland, „backstage spürten wir Lieblosigkeit.“

 Man hörte es ihrer Musik jedoch nicht an. 1979 erschien „Regatta de Blanc“, und das darin enthaltene „Walking On the Moon“ ist einer der tollsten Songs des Jahrzehnts. 1980 dann „Zenyattà Mandate“ mit „Don’t Stand So Close To Me“. 1981 das düstere und synthieverliebte „Ghost In the Machine“. Und zum Finale 1983 das Mega-Album „Sychronicity“ mit „Every Breath You Take“. Als es erschien, hatten alle Police-Mitglieder längst Soloaktivitäten gestartet. Zwei Jahre danach kam die Platte, mit der Sting seine zweite, mindestens ebenso erfolgreiche Karriere eröffnete: „The ­Dream Of The Blue Turtles“.

 Das Werk von The Police bildet die Brücke von den 70ern in die 80er-Jahre. Die Trennung von der Band sei eine offene Wunde in seinem Leben, sagte Andy Summers. 2007 gingen sie noch einmal auf eine hoch dotierte Tournee. „We are The Police. And we are back“, hatte Sting bei den Grammys gerufen und damit das Comeback eingeleitet. Wer eines der folgenden Konzerte erlebte, die sie bis 2008 gaben, wird trotz der guten musikalischen Darbietungen gespürt haben, dass da keine Freunde miteinander auf der Bühne standen. Nach dem pünktlichen Konzertende in Düsseldorf wirkte es jedenfalls, als strebten die drei in vier verschiedene Richtungen auseinander. Kürzlich deutete Sting in einem Interview denn auch an, er blicke auf diese Reunion kritisch zurück.

 Es kann einem egal sein. Was bleibt, sind diese großartigen Platten: „Giant steps are what you take / Walking on the moon.“

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