Neues Album "3 is ne Party" Fettes Brot auf den Spuren von Karl Dall

Hamburg · In der CD-Hülle steckt Konfetti und einige Lieder erinnern an Party-Rap von Deichkind. Und einmal heißt es gar: "Ich liebte ein Mädchen in Finkenwerder, leider war auch jedes Mal ihr alter Herr da". Dennoch liefert Fettes Brot ein Album ab, das an die besseren Zeiten der Rap-Musik erinnert.

"3 is ne Party": Fettes Brot auf den Spuren von Karl Dall
Foto: Fettes Brot Schallplatten/Groove Attack

Fast reflexartig reagierten die deutsche Rapszene und ihre Begleitmedien auf die letzten Alben von Fettes Brot mit dem Vorwurf, dass die Band sich zu sehr an aktuellen Popklängen orientiere. Längst habe sie sich von der Rapszene entfernt.

Auch wenn schon das letzte Studioalbum "Strom und Drang" diesen Vorwurf weitgehend entkräftet hat, schafft es die Band im Jahr 2013, so offensichtlich ihre Wurzeln im Hiphop zu präsentieren, dass es kaum zu übersehen ist. So passt es auch ins Bild, dass der Künstler Sido das Band-Mitglied Doktor Renz als Gast auf einem seiner Lieder mitgenommen hat, auf dem sonst fast ausschließlich deutsche Rapper zu finden sind, die eher dem etwas härteren, sogenannten "Gangster-Rap" zuzuordnen sind.

Zwischen Südstaaten und Schanzenviertel

Das Auftaktstück des Albums gibt die Richtung vor, in die es gehen soll. Das Lied "Wackelige Angelegenheiten" wandelt zwischen einem schnellen Partylied und einem Bass-geschwängerten Raplied aus den Südstaaten der USA. Teile des Stücks sind diesem Südstaaten-Sound auch deshalb nachempfunden, weil sie "gechoppt und gescrewt" sind. Bei dieser Technik werden gesungene Teile künstlich langsamer gemacht, sodass der Bass in den meisten Fällen auch prägnanter ist. Textlich geht es in dem Lied um alltägliche und peinliche Episoden aus dem Leben eines jungen Erwachsenen - von Alkoholexzessen bis hin zu peinlichen Situationen, in denen man die eigenen Eltern vorfindet. Fettes Brot arbeiten dabei wie gewohnt mit viel Wortwitz, verfallen aber nicht in billige Kalauer.

Fettes Brot zitieren die Klassiker

Auch das Lied "Toten Manns Disco" hat Anleihen im Sprechgesang aus Übersee. Das Stück zitiert sogar direkt den Rap-Klassiker "It takes two" von dem Duo "Rob Base & DJ E-Z Rock". Besonders fallen hier die rhythmisch eingesetzten und stark verzerrten Schreie auf, die man auch von Bands wie "Naughty by Nature" oder den frühen musikalischen Werken von Will Smith kennt.

Nicht nur instrumentale Zitate, sondern auch wörtliche und inhaltliche Anleihen gibt es auf "3 is ne Party". Auf dem Stück "Für immer immer" erstellt die Band eine perfekte Mischung aus den Liedern "Ich liebte ein Mädchen" der Blödelgruppe "Insterburg&Co" rund um Karl Dall und dem Stück "Willenlos" von Marius Müller-Westernhagen. Dabei entstehen dann Zeilen wie "Ich liebte ein Mädchen in Finkenwerder, leider war auch jedes Mal ihr alter Herr da. Ich liebte ein Mädchen auf St. Pauli, sie mochte es am liebsten, wenn ich ganz laut schrie." Diese Worte verpackt in elektronischen Klängen sind das musikalische Equivalent des Albumcovers: eine große Party mit viel Konfetti.

Zwischen Karl Dall und Westernhagen

Die Single-Auskopplung "Echo" klingt wesentlich poppiger als der Großteil der Platte. Durch viele gesungene Passagen könnte man fast von einer Ballade sprechen. Dennoch fällt das Stück nicht aus dem Rahmen. Der Aufbau von einer Strophe hin zu einem simplen aber druckvollen Refrain ist ebenso nah an der klassischen Produktionsweise bei einem Rap-Stück wie auch die Untermalung durch Bässe.

Mit dem Titel "Josephine #Schreibaby" bieten die Band-Mitglieder wieder reichlich Stoff für die Kritiker. In der Reihe von Stücken, die Frauennamen tragen (z.B. "Emanuela" und "Bettina, zieh dir bitte etwas an") ist dieses Lied auch eher im klamaukigen Bereich anzusiedeln. Der Schwachpunkt des Liedes liegt aber weniger beim Text, sondern bei der Musik, die im Gegensatz zum Rest des Albums eher beliebig und wie eine simple Version der Dancehall-Stücke von Seeed wirkt. Auch der Gesang von Band-Mitglied König Boris ist immer wieder gewöhnungsbedürftig. Man merkt jedoch, dass es dem Künstler Spaß macht, so zu singen, und Spaß macht auch dieses Album.

(ac)
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