Fans zum Auftakt in Berlin begeistert 25 Jahre Simple Minds: Bombastischer Schotten-Rock

Berlin (rpo). Einen umjubelten Start legten die Simple Minds zu Beginn ihrer Deutschlandtour in Berlin hin. Tausende Fans erwarteten die Schotten, die seit nunmehr 25 Jahren in aller Welt zu begeistern wissen.

Nach einer guten Stunde war es endlich so weit. Tausende Hände schwenkten von rechts nach links und wieder zurück, aus weit geöffneten Mündern dröhnte der Refrain. "Rockprediger" Jim Kerr sang die Hymne, auf die alle warteten, bei der alle mitmachen wollten: "Don't you, forget about me". Natürlich sind sie nicht vergessen, die Simple Minds. Seit nunmehr 25 Jahren existiert die schottische Band. Seit einem Vierteljahrhundert hat sich ihre Musik dabei kaum weiterentwickelt.

Es ist diese Mischung aus bombastischen Synthesizer-Pop, melodiösem Gitarrenrock und pathetischen Balladen, der die Fans begeistert und die sie wieder und wieder hören wollen. So auch zum Auftakt einer Reihe von Deutschlandkonzerten am Mittwochabend in der Berliner Columbiahalle.

Ein wenig tragisch ist es schon, wenn Leadsänger Kerr, Bandmitbegründer Charlie Burchill und die drei Begleiter sich zunächst mit neuen Songs mühen, dabei aber kaum Stimmung aufkommt und sie eigentlich machen können, was sie wollen. Denn eigentlich sind die Fans nur gekommen, um sich in die 80er und frühen 90er Jahre zurückversetzen zu lassen. Der Zeit, in der New Wave angesagt war, in der sie jung waren, in der sie wilde Partys feierten, in der Bands wie Duran Duran und Human League en vogue waren, in der die "Schlichten Gemüter" eine der erfolgreichsten Bands weltweit waren, ihre größten Hits feierten und die meisten ihrer weit mehr als 25 Millionen Alben verkauften.

Fast zweieinhalb Stunden Party

Es sind viele grau melierte Herren mit karierten Jacketts und jungen, dauergewellten Begleiterinnen da. Aber es gibt auch nicht mehr ganz so junge Frauen in Kostümen, die verträumt vor sich hintanzen und mit weit ausgestreckten Armen den aus Glasgow stammenden Kerr anhimmeln. Auch an diesem ging die Zeit nicht spurlos vorbei. Die verschwitzten, weit aufgeknöpften Hemden spannen sichtlich über seinem Bauch.

So etwas tut der Qualität des Konzerts natürlich keinen Abbruch. Im Gegenteil: Fast zweieinhalb Stunden machen die Simple Minds Party und spielen die alten Ohrwürmer von "Hypnotized" über "I Travel", "Sanctify Yourself", "Alive and Kicking" bis hin zum melancholischen "Belfast Child" mit garantiertem Gänsehautfeeling. Die Lichtorgel flackert bunt, der Sound ist gut, das Synthi-Gebrummel laut, das Tempo der pochenden Rhythmusgruppe hoch - Spielfreude pur. Kerrs Hand schwingt wie ein Lasso über dem Kopf. Er ist der Dirigent des vielstimmigen Chors und lässt die gesetzten Herrschaften tanzen und toben bis der Schweiß die edlen Jackettjacken durchweicht.

Im kommenden Jahr soll das neue Album erscheinen. Erarbeitet haben es Kerr und Burchill vor allem auf Sizilien. Hier hat Kerr mittlerweile seinen zweiten Wohnsitz und gerade ein Hotel fertig gestellt. Zudem hat er hier mit Freunden einen Traum verwirklicht und einen Fußballclub gegründet: den AS Celtic Taormina.

Weitere Tournee-Stationen sind am 21.11. Braunschweig, 24.11. Offenbach, 26.11. Trier, 27.11. Sindelfingen und 28.11. München.

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