Museumsbibliothek Köln steht vor Auflösung

KÖLN Der Kunst- und Museumsbibliothek (KMB) in Köln droht die Schließung. Sie ist eine der größten öffentlichen Kunst- und Museumsbibliotheken zur Modernen Kunst und zur Fotografie der Welt. Köln bewarb sich einst um den Titel Kulturhauptstadt Europas 2010. Als größtes Pfund warf die Stadt seinerzeit die "Vielzahl der Kulturbauten, Konzertsäle, Veranstaltungshallen und Ausstellungshäuser" in die Waagschale. Die Bewerbung ging bekanntlich schief, aber dennoch blickt die Kunstwelt seit geraumer Zeit gebannt auf die Domstadt. Denn offenbar war diese "Vielzahl" zu viel. Um den städtischen Haushalt zu entlasten, betreibt Kulturdezernent Georg Quander eine Art Flurbereinigung. Freien Theatern werden die Zuschüsse gestrichen und müssen schließen. Im hoch gelobten neuen Kulturquartier wurden, ebenfalls aus Kostengründen, die Kunsthalle und der Kammermusiksaal gestrichen. Nun wackelt also die KMB. Sie genießt zwar internationales Ansehen, kostet aber auch Geld. Es sind vor allem Personalkosten, die drücken.

Genau da möchte Quander ansetzen. Die Bibliothek soll aufgelöst und damit Personal eingespart werden. Die Bestände, so verlautet es beschwichtigend aus dem Amt, sollen nicht verloren gehen. Sie sollen auf andere Museen und Bibliotheken in der Stadt verteilt werden und so für den Benutzer weiter zugänglich sein. Dass keins der Häuser über gähnende Leere im Ausstellungsbereich und in den Depots klagt, scheint nichts zur Sache zu tun. Der Bestand umfasst mehr als 400 000 Bände und fast 800 laufende Zeitschriften und Museumsperiodika. Sammelschwerpunkte sind die Bildende Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, die Kunst der Benelux-Länder und die Bildleistungen der Fotografie und des Films. Von unschätzbarem Wert ist das der Kunst- und Museumsbibliothek angegliederte Rheinische Bildarchiv. Es ist eins der vier größten öffentlichen Bildarchive in Deutschland zur Kunst und Architektur.

Kritiker der Auflösungspläne, allen voran der Vorsitzende des Förderkreises, der Verleger Damian van Melis, verurteilen die Zerschlagung der gewachsenen Einheit scharf. "Wir sind entsetzt. Gerade in einer Stadt wie Köln, die nach dem Einsturz des Historischen Archivs auf Jahrzehnte mit versprengten Archivalien leben muss, ist das schlichtweg ein Unding." Dieser Schritt sei ein verheerendes Signal. Außerdem würden nur scheinbar Kosten eingespart. Es bestehe die Gefahr, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft ihre Fördergelder zurückfordere. Denn die sind gebunden an die öffentliche Zugänglichkeit der Bestände.

Unvorbereitet trifft die Schließung die Bibliotheksleitung und den Förderkreis nicht. Dieses Damoklesschwert schwebt schon seit Jahren über der Kunst- und Museumsbibliothek. Ein Gutachten der Unternehmensberatung McKinsey zeichnete diese Einsparmöglichkeit Ende der 90er Jahre auf. Nach Informationen unserer Zeitung liebäugelt die Stadt Köln nun mit der Idee, das Land NRW könnte Träger der KMB werden.

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