Essen Museum Folkwang neu geordnet

Essen · Der neue Direktor Tobia Bezzola hat die Epochen näher aneinandergerückt.

Neue Besen kehren gut, sagt man, und mancher Museums-Chef, der seine Stelle gerade erst angetreten hat, legt Wert darauf, dass die Leute ihn rasch an seinen Taten erkennen. Marion Ackermann ordnete, nachdem sie 2009 ihr Amt als Chefin der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf angetreten hatte, die Schausammlung ihres Hauses neu. Philipp Kaiser, der neue und bereits Ende Februar scheidende Chef des Kölner Museums Ludwig, hat wörtlich das Unterste zuoberst gekehrt und damit Akzente gesetzt. Tobia Bezzola, seit genau einem Jahr Leiter des Museums Folkwang in Essen, ist dagegen behutsam vorgegangen. Der noch junge Neubau des Museums forderte ohnehin nicht zu großen Änderungen heraus.

Im Altbau treffen nun wie früher schon – nur diesmal in anderen Räumen – Werke des amerikanischen abstrakten Expressionismus auf Bilder des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne. Hinter einer "Hommage ans Quadrat" von Josef Albers erfasst der Blick im nächsten Ausstellungssaal einen "Kaffeetisch" von Ernst Ludwig Kirchner. Auch im von David Chipperfield entworfenen Neubau rücken die Epochen nur dezent aneinander. Wie im Altbau beschränkt sich der Kontakt auf Sichtachsen. Günther Uecker mit seinem weißen Nagelbild, die schwarz-weißen "Dynamischen Strukturen" von Heinz Mack und ein weißes Reliefbild von Otto Piene – "Sensibilité prussienne" – bleiben im Zero-Raum unter sich. Nebenan nimmt eine Tankstellen-Installation von Martin Kippenberger (1953–1997) einen ganzen Raum in Beschlag. Dahinter wiederum erhebt sich eine Art Gartenhäuschen des Amerikaners Paul Thek (1933–1988), das von sakraler Musik beschallt wird: "Eine Kreuzwegstation".

Frank Stellas großformatiges "Basra Tor III", ein in halbkreisförmig aufgefächerten Farben leuchtendes Hauptwerk der Sammlung, entfaltet nach wie vor seine Aura, ebenso wie die Glanzlichter im Altbau: Paul Cézannes "Steinbruch Bibémus" vor allem, August Mackes "Frau mit Sonnenschirm vor Hutladen" und – gleich am Eingang – Edouard Manets Gemälde "Der Sänger Jean Baptist Faure als Hamlet". Die Publikumslieblinge sind präsent wie eh und je.

Geöffnet Di.–So. 10–18, Fr. bis 22.30 Uhr; Museumsplatz 1, Essen

(RP)
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