Konzert Moll muss nicht immer traurig sein

Düsseldorf · Städtisches Sinfoniekonzert in der Tonhalle.

Klein, aber fein besetzt begann in der Tonhalle das zweite Sinfoniekonzert. Ein Cellist und ein Kontrabassist kamen für die Streicher, die Bläser wurden vertreten durch zwei Oboen, zwei Klarinetten, drei Hörner, zwei Fagotte und ein Kontrafagott. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte führten die Düsseldorfer Symphoniker Dvoráks Serenade d-Moll auf. Sowohl die Komposition wie auch die brillante Art der Wiedergabe bewiesen, dass Moll nicht unbedingt traurig sein muss. Die schnellen Sätze beeindruckten durch Vitalität und Virtuosität,  die langsamen durch fein gesponnene Melodiebögen.

Eine erheblich größere Besetzung erforderte die vom Orchester ebenfalls erstmalig aufgeführte Psalm-Vertonung von Alexander Zemlinsky. Der zunächst gefeierte Komponist und Dirigent bekam den brutalen Antisemitismus der Nazizeit schmerzlich zu spüren. Unter diesem deprimierenden Eindruck vertonte er die Luther-Übersetzung des 13. Psalms, „Herr, wie lange willst du mein vergessen“.

Einstudiert von seinem neuen Leiter Dennis Hansel-Dinar, bot der Chor des Städtischen Musikvereins zu Düsseldorf zusammen mit den Symphonikern eine imponierende Wiedergabe. An der hatte auch die Gesamtleitung von David Reiland einen erheblichen Anteil. Der belgische Gastdirigent scheut vor großen Posen nicht zurück. Aber darüber vergisst er weder Präzision noch musikalische Feinarbeit. Auch ohne Taktstock achtet er auf klare Zeichen und gibt konzentriert musikalische Impulse. Das gilt gleichsam für die frische Wiedergabe von Schumanns zweiter Sinfonie. Auffallend war, dass nach Zemlinsky die Streicherbesetzung verkleinert wurde. Die Zahl der ersten Geigen wurde auf acht beschränkt. Anders als gewohnt wurden dann aber gleich viele Spieler bei den Mittelstimmen eingesetzt, also acht zweite Geigen und acht Bratschen. Ganz offensichtlich sollte nicht die führende Melodiestimme Priorität bekommen, sondern die klangliche Ausgewogenheit.

Einerseits hätte man sich – beispielsweise im langsamen Satz – durchaus einen satteren Streicherklang mit mehr Spielern vorstellen können. Andererseits hatte die schlanke Interpretation ihren eigenen Reiz. Es gab keinen Klangbrei und keine falsche Sentimentalität, sondern Klarheit und Transparenz.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort