Magazin Auch Margot Käßmann hat jetzt ihr Magazin

Düsseldorf · „Mitten im Leben“ heißt das erste Heft der populären Theologin. Es soll monatlich erscheinen.

 Die evangelische Theologin  Margot  Käßmann  Foto: dpa

Die evangelische Theologin Margot Käßmann Foto: dpa

Foto: picture alliance/dpa/Holger Hollemann

Seit geraumer Zeit haben Prominente das Magazin-Format für sich entdeckt. Und eins der erfolgreichsten ist das von „Barbara“ Schönberger. Das jüngste allerdings verrät die Absenderin im Titel nicht. „Margot“ würde vielleicht auch etwas altfränkisch klingen. Also heißt das erste Magazin der früheren Landesbischöfin Margot Käßmann schlicht und einfach „Mitten im Leben“. Es ist das evangelische Pendant zur Publikation eines anderem populären Kirchenvertreters: Seit nunmehr 13 Jahren ist der Benediktinerpater Anselm Grün ebenfalls im Herder-Verlag mit „einfach leben“ vertreten.  Der ähnliche Wortlaut ist gewollt, und auch in den bescheiden klingenden Untertiteln stellt sich ökumenische Nähe ein:  Neben dem „Brief von Anselm Grün“ gibt es jetzt monatlich „Post von Margot Käßmann“ zu lesen.

Erste Ausgaben sind ja meist von langer Hand geplante Paradeausgaben. Umso mehr überrascht es, wie betulich das Heft über weite Strecken erscheint und wie alt manche Themen doch sind. Dass Margot Käßmann das Reformationsjubiläum auf den Chatman Islands in der Nähe Neuseelands begann, ist originell. Nur war das am 1. Januar 2017. Und über dieses Ereignis geht der Text auch nicht groß hinaus. Zuvor stolpert man über ein leicht diffuses Interview mit Claudia Roth – geführt von einem Interviewer oder auch Moderator, der ungenannt und bis zum Schluss ein Geist bleibt. Auf nur zwei Seiten geht es um nicht weniger als das Männer-Frauen-Verhältnis, den Umgang mit Hassattacken, um Rechtspopulismus, die Zukunft von Politik wie auch der Kirchen sowie um Geschwister. Letzteres ist auch das sogenannte Schwerpunktthema der Ausgabe, zu dem die 60-Jährige zu Jahresbeginn ein Buch veröffentlichte. Das wird auch mit einer Anzeige im Heft beworben. Margot Käßmann gibt Platten-, Film-, Literatur- und Konzerte-Tipps – alles „begeistert“ sie oder ist „großartig“.

Problematisch ist auch die kurze Erklärung zu Gründonnerstag. Die Namensherleitung, dass in der Fastenzeit „viel Grünes gegessen wurde“, ist arg vereinfachend. So gibt es auch die Überlieferung, wonach das Grün vom mittelhochdeutschen Wort greinen kommt, als von klagen und jammern. Noch problematischer aber ist ihr aktueller Debattenbeitrag zum Bluttest bei Schwangeren, mit dem ein Gendefekt bei Embryos ab der 9. Schwangerschaftswoche festgestellt werden kann. Käßmann ist dafür, dass der Test unabhängig vom Einkommen möglich sein und darum zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen gehören soll. „Hier geht es darum, dass Frauen ein Recht darauf haben, diesen Test zu machen, wenn sie wollen.“ Der rheinische Präses Manfred Rekowski hatte sich dazu erheblich zurückhaltender geäußert. Käßmanns Beitrag wird der Vielschichtigkeit des Themas nicht gerecht.

Die erste Ausgabe von „Mitten im Leben“ ist der holprige Start eines Magazins der vielleicht populärsten evangelischen Theologin.

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