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Kammermusikabend in der Tonhalle Überwältigende Brandung

Düsseldorf · Mit Werken von Max Reger begeistert das Quintett um Markus Becker in der Düsseldorfer Tonhalle. Ein würdiges und umjubeltes Konzert zum 150. Geburtstag des Komponisten.

Das Quintett (von links) mit Veronika Eberle, Sharon Kam, Markus Becker, Adrien La Marca und Quirine Viersen.

Das Quintett (von links) mit Veronika Eberle, Sharon Kam, Markus Becker, Adrien La Marca und Quirine Viersen.

Foto: Susanne Diesner

So macht Kammermusik wirklich Spaß: Mit Musikern, die einander bestens kennen, die wach und intelligent miteinander kommunizieren und ihr Können auf ein gemeinsames Ziel ausrichten. Der Pianist Markus Becker, der sich gerne und mit hoher Kompetenz für die Musik von Max Reger einsetzt, hatte für ein Konzert in der Tonhalle vertraute Partner um sich versammelt, um den 150. Geburtstag des Komponisten zu würdigen.

Neu im Quintett – das berühmte Namen wie Sharon Kam (Klarinette), Veronika Eberle (Violine) und Quirine Viersen (Violoncello) vereinte – war der junge französische Bratschist Adrien La Marca, der sich indes nahtlos einfügt. Er erweist sich gleich zu Beginn als starke Mittelachse, wirkt in Max Regers Streichtrio op. 77b als zentrales Bindeglied zwischen Violin- und Cellostimme.

Veronika Eberle muss ihr Instrument intensiv bearbeiten, bis Regers oft übererregter Tonfall klanglich trägt. Dicht gestützt von Adrien La Marca und Quirine Viersen, findet sie immer stärker in das hier verlangte Dauer-Espressivo hinein. Erregungsschübe führen zu Höhepunkten, die jäh abreißen und ins Fahle zurücksinken. Regers Spätromantik, die beinahe einer Zu-spät-Romantik gleicht, wirkt in den Händen dieser Streicher nicht degeneriert. Den Weg durch dieses wilde Gewucher, durch die oft unerwartet seitwärts driftenden Harmonien weisen sie mit hoher Deutungskraft.

Mit einer weit ausgreifenden Melodie beginnt das Klarinettentrio op. 114 von Johannes Brahms. Markus Becker, Sharon Kam und Quirine Viersen gelingt eine glutvolle Interpretation wie aus einem Guss. Ihr Zusammenspiel ist dicht, gleichwohl transparent. Es lässt rhapsodisches Feuer aufleuchten, ohne dick aufzutragen. Wie anspruchsvoll der Klavierpart ist, macht Markus Becker beinahe vergessen: Sein Zugriff wirkt unspektakulär, ja beiläufig souverän.

Nach der Pause lässt sich beim besten Willen nicht bestimmen, wer in Max Regers Klavierquartett op. 133 den führenden Part übernimmt. Auch dies spricht für die Qualität dieses Abends, der mit dem hoch spannenden Werk aus dem Kriegsjahr 1914 seinen Gipfel erreicht. Der Kopfsatz gleicht einem breiten Strom, der durch die Tonarten mäandert. Was hier noch wie ein in Opiumwolken gehüllter Brahms klingen mag, wechselt in den folgenden Sätzen vielfach die Farbe.

Wir hören ein überraschend leichtfüßiges Vivace, ein ernstes Largo, fragil bis hin zum Morbiden. Das abschließende Allegro con spirito beginnt beinahe plänkelnd, staut sich dann aber zu immer höheren Wogen auf. Dieser Brandung überlässt man sich rückhaltlos, genussvoll überwältigt. Dem Riesenbeifall senden die fünf Musiker einen Mondstrahl hinterher: ein Arrangement von Claude Debussys „Clair de lune“.

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