Konzert Einmal um die Welt mit Mary Roos

Mit viel Charme und Selbstironie begeistert die inzwischen 70jährige Sängerin ihre Fans mit ihren vielen Hits in der Mitsubishi Electric Halle.

 Sängerin  Mary Roos  Foto: dpa

Sängerin Mary Roos Foto: dpa

Foto: dpa/Henning Kaiser

Erst leuchtet im Hintergrund in blauer Schnörkelschrift ihr Name auf: Mary Roos. Dann wird ihr lächelndes Konferfei eingeblendet. Es wächst und wächst – bis die Sängerin zwischen ihren eigenen Riesenaugen auf die Bühne schlüpft. Sie braucht nur die paar Schritte bis zur Rampe, schon hat sie ihr Publikum eingefangen.

Im Auftakt-Lied „Ich wär bei mir geblieben“ singt Mary Roos von ihrer Lust auf Abenteuer und dem Spaß am Leben, für den es nie zu spät sei. „Abenteuer Unvernunft“ heißt auch ihre Tour, auf der sie in der deutlich verkleinerten Mitsubishi Electric Halle jetzt Station machte. In einem kurzen schwarzweißen Hängerkleidchen, den blonden Bob akkurat frisiert, legt sie mit einem geschickt platzierten 60er-Jahre-Medley los. Schlager, die jeder kennt, unterlegt mit Fernsehschnipseln der blutjungen Mary. Man dürfe dabei ruhig auf die Stühle steigen, ruft sie aufmunternd. Ganz soweit kommt es zwar nicht bei „Liebeskummer lohnt sich nicht“, „Schuld war nur der Bossa Nova“ und „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“. Aber alle stehen auf und schmettern die Ohrwürmer munter mit.

Später setzt sie die nostalgische Zeitreise mit Hits aus den 70er- und 80er-Jahren fort. Und man begreift: Mary Roos war immer schon da. Kaum zu glauben, dass die erfolgreiche Sängerin 70 Jahre alt werden musste bis zu ihrer ersten Solo-Tour, auf der sie von sieben famosen Musikern und zwei Sängerinnen begleitet wird. Es sei auch ihre letzte, lässt sie wissen. Wohl deshalb verabschiedet sie sich nach zwei Stunden spürbar beseelt mit „So leb dein Leben“.

Bei der Zugabe „Champs Elysées“ braust erneut ein Publikums-Chor auf, und man schaut dabei rundum in glückselige Gesichter. Es stecken viele musikalische Facetten in ihrem Konzert. Und auch Emotionen. Wehmut, wie Mütter sie kennen, kommt auf bei „Mein Sohn“, Ergriffenheit bei „Stein auf Stein“, eine ihrer Mutter gewidmete Hymne auf die Trümmerfrauen nach dem Krieg.

Wir erblicken Mary Roos in der grellbunten Muppets Show, wohin sie immerhin als einziger deutscher Star eingeladen wurde. Wir erleben sie bei der Fernsehsendung „Sing meinen Song“, die ihr viele junge Fans einbrachte, hören das virtuelle Duett mit Mark Forster und ihrem Grand-Prix-Titel „Nur die Liebe lässt uns leben“ von 1972: Er singt im Video, sie auf der Bühne. Beim flotten „Einmal um die Welt“ läutet Mary Roos schon nach 40 Minuten die Pause ein. Der zweite Konzertteil ist dafür aber richtig vollgepackt. Charmant spielt sie ihren Hang zur Selbstironie aus, den sie bereits in dem schrägen Kabarett-Programm „Nutten, Koks und frische Erdbeeren“ mit Wolfgang Trepper ausgekostet hat.

Im Tango-Rhythmus stellt sie die Frage: „Frau Roos, wie lange wolln Sie das noch machen?“ Es werde ja schon vermutet, sie wolle Johannes Heesters nacheifern. Dann steigt sie plötzlich von der Bühne, schnappt sich aus dem Publikum einen Armin, zieht ihn energisch mit nach oben und schmachtet ihn singend an: „Ich bin stark nur mit dir“.

 imago 90340194    25.03.2019, Kˆln: Mary Roos - Schlagers‰ngerin - aufgenommen am Rande eines Interviews in einem Hotel in Kˆln. Mary Roos   imago images/Thilo Schmülgen

imago 90340194 25.03.2019, Kˆln: Mary Roos - Schlagers‰ngerin - aufgenommen am Rande eines Interviews in einem Hotel in Kˆln. Mary Roos imago images/Thilo Schmülgen

Foto: imago images/Thilo Schmülgen

Drei Lieder klingen besonders nach: „Unbemannt“, komponiert von Pe Werner, „Einzigartig“ von Johannes Oerding und das unverwüstliche „Aufrecht gehn“. Früher, da sei sie ein langweiliges dürres Ding gewesen, tut sie gegen Ende des Konzerts kund, „jetzt werd ich so ne schrille Alte, das mag ich gern.“ Und alle mögen Mary.

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