Mit Köpfchen: Kölner Konzert der Broken Bells

Köln Es war ein bisschen so, wie man sich den frühen Auftritt von Pink Floyd 1966 im Londoner Konzertsaal Roundhouse vorstellt. Die Gruppe Broken Bells spielte ihre wendungsreichen, zum Himmel strebenden Popsongs auf der kleinen Bühne des Gloria in Köln, ließ den Raum in rotes und blaues und grünes Licht tauchen und zeigte auf der Projektionsfläche im Hintergrund fliehende geometrische Formen, irre Fantasiegebilde und das Weltall. Jungs mit zu viel musikalischem Wissen und dem unbedingten Willen zur Kunst waren am Werk, und das Publikum schwebte, nickte und genoss die pophistorischen Zitate und Pointen.

Broken Bells, das sind James Mercer (39), der Sänger der US-Gitarrenband The Shins, und Brian Burton (33), der unter dem Namen Danger Mouse für einige der erfolgreichsten Platten der vergangenen Jahre verantwortlich ist. Burton ist Teil des Duos Gnarls Barkley, das mit dem Sommerhit "Crazy" berühmt wurde. Er berät Künstler wie Beck, Gorillaz, The Good The Bad And The Queen. Zu Beginn des Jahres veröffentlichten Burton und Mercer das unbetitelte Debüt ihres Projekts Broken Bells. Perfekt arrangierte psychedelische Musik, in der eine akustische Folkgitarre in einem feinen Beatgerüst hängt. Ab und an klagen Streicher. Da ist eine Düsternis zu spüren, die aus dem Soul kommt, dann hört man süßen Gesang, der an die Beach Boys erinnert. Sehr geschmeidig jedenfalls, klug und ein bisschen versponnen.

Die Frage war nun, wie sie den komplexen Sound der Platte auf die Bühne bringen würden. Sieben Mann benötigten sie dafür, aber es gelang. Der grimmig wirkende Burton (Schlagzeug und Orgel) und der Schwärmer Mercer (Gitarre und Gesang) führten die Mit-Musiker an straffen Zügeln. Das Ziel war, Songs wie "The High Road" und die Coverversion "Crimson & Clover" werkgetreu zum Leuchten zu bringen und Schönheit durch verblüffende Breaks und schräge Ideen zu brechen, aber nicht zu arg. So wirkte die Großartigkeit dieser Klänge mitunter berechnet und designt.

Ein Konzert mit Köpfchen, gewissermaßen. Nicht so sehr fürs Herz.

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