Sexueller Missbrauch Gutachten im „Ganzen misslungen“

Köln · Auch Juristen bemänglen das Gutachten einer Münchner Anwaltskanzlei zu den Missbrauchsfällen im Kölner Erzbistum. Jetzt wird ein neues erstellt. In Aachen soll ein vergleichbares Gutachten im November der Offentlichkeit vorgestellt werden.

 Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki (r) und Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg und früherer Generalvikar in Köln.	 Foto: dpa

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki (r) und Stefan Heße, Erzbischof von Hamburg und früherer Generalvikar in Köln. Foto: dpa

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Für Aufsehen sorgte unlängst die Ankündigung von Kardinal Rainer Maria Woelki, ein angekündigtes Gutachten zum Umgang des Erzbistums Köln mit Missbrauchsvorwürfen nicht zu veröffentlichen. Als Grund wurden erhebliche Mängel des von der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker und Wastl erstellten Untersuchung genannt. Der Betroffenenbeirat des Kölner Erzbistums unterstützte ausdrücklich die Entscheidung Woelkis. Kritik am Gutachten gab es am Montag zudem vom Juristen Matthias Jahn, für den die Schrift „im Ganzen misslungen“ und daher „nicht gerichtsfest“ sei. Das Gutachten, in dem der frühere Kölner Generalvikar und heutige Erzbischof von Hamburg, Stefan Heße, kritisch beurteilt werde, soll nach Aussage Woelkis erhebliche methodische Mängel aufweisen.

Die gleiche Kanzlei aus München untersucht unter anderem auch im Bistum Aachen den Umgang der Bistumsleitung mit Missbrauchsfällen. Dieses Gutachten soll noch im November der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Nach Auskunft des Bistums bestimme die Anwaltskanzlei den Termin. Transparenz und Aufarbeitung würden für das Bistum Aachen dabei an erster Stelle stehen, hieß es auf Anfrage der Rheinischen Post. „Da es sich bei dem von uns beauftragten Gutachten um ein unabhängiges Gutachten handelt, ist eine Einflussnahme von außen nicht möglich. Im Vorfeld der Veröffentlichung seitens der Kanzlei hat und wird es keinerlei Vorabinformationen geben. Aus diesem Grund sind uns weder konkrete noch grobe Ergebnisse bekannt.“

Das Kölner Gutachten war ursprünglich von Kardinal Rainer Maria Woelki in Auftrag gegeben worden. Nun hat der Kölner Strafrechtsexperte Björn Gercke vom Erzbischof den Auftrag erhalten, bis Mitte März eine neue Untersuchung zu erstellen. Er kündigte an, dass sein Gutachten gleichfalls kritisch ausfallen werde. „Ich habe das dem Kardinal ins Gesicht gesagt: Das Gutachten wird für das Erzbistum ungemütlich werden“, so Gercke. Der Kölner Erzbischof soll einem Zeitungsbericht zufolge vor längerer Zeit davon gesprochen haben, seinen Rücktritt zu erklären, sollte nachgewiesen werden, dass er an Vertuschungen beteiligt war.

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